Brustzentrum Bruchsal

Brustkrebs ist die häufigste bösartige Erkrankung der Frau.

Statistisch gesehen erkrankt jede neunte bis zehnte Frau im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Jedoch ist diese Krankheit in vielen Fällen heilbar, wenn die Diagnostik und die nachfolgende Therapie optimal durchgeführt und abgestimmt werden.

Mit dem Bruchsaler Brustzentrum haben wir eine Einrichtung gegründet, in der alle Patientinnen mit Brusterkrankungen, vor allem auch mit Brustkrebs, interdisziplinär umfassend beraten und behandelt werden. Die Frau und Patientin steht dabei im Zentrum und wird bei der Festlegung der einzelnen notwendigen diagnostischen und theapeutischen Schritte in die Entscheidung mit einbezogen.

Das Ziel der ganzheitlichen Versorgung unserer Patientinnen erreichen wir nur durch die Vernetzung von fachlicher und menschlicher Kompetenz. Durch die Zusammenarbeit der Kooperationspartner kann der Versorgungsprozess sektorenübergreifend auf die Patientin abgestimmt werden. Das gesamte verfügbare Spektrum zur Diagnostik und Therapie von Brustkrebs wird gebündelt und ermöglicht eine hohe Qualität und Effizienz in der Patientinnenversorgung.

Das Bruchsaler Bruszentrum wurde im Juli 2016 erfolgreich rezertifiziert nach der dt. Krebsgesellschaft e.V. OnkoZert und DIN EN ISO 9001:2008.

Leistungsspektrum

Diagnostik und Präoperative Vorbereitung

Abtasten, Inspektion, Anamnese

Die Basisuntersuchung der weiblichen Brust beinhaltet die Inspektion und Palpation (Abtasten) durch den Arzt. Hierbei wird neben der Haut- und Brustwarzenbeurteilung:

  • z. B. Narbengewebe inspiziert
  • die Brust auf Knoten hin abgetastet
  • und auch in den Achselhöhlen auf eventuell vergrößerte Lymphknoten geachtet.

Zwischen den ärztlichen Untersuchungen kann dieses auch von jeder Frau zuhause im Liegen und Sitzen in etwa vierteljährlichen Abständen selbst durchgeführt werden. Wir bieten hierzu durch speziell ausgebildete Trainerinnen Selbstuntersuchungskurse für alle Frauen an, die sogenannten Mamma Care Kurse.

Im Folgenden finden Sie alle Informationen rund um die Mamma Care Kurse.

Die MammaCare Methode ist ein Lernsystem mit einem Silikonmodell, das dem echten Brustgewebe nachgebildet ist. Mit diesem Modell kann man erlernen, normale und krankhafte Strukturen der Brust zu tasten und zu unterscheiden. Die erlernte Tasttechnik wird nach dem Üben am Modell unmittelbar zur Untersuchung der eigenen Brust angewendet.

Anmeldung:
Sekretariat Frauenklinik
Telefon 07251-708-57353
bs.frauenklinik@rkh-gesundheit.de

Kursgebühr: 35 €

Kursort:
RKH Fürst-Stirum-Klinik Bruchsal
Bau E, Ebene 2, Zimmer 272

Kursbeginn und Dauer:
Alle Kurse beginnen um 19 Uhr und dauern 60 bis 90 Minuten.

Termine 2023:
14.03.
30.03.
18.04.
27.04.
04.05.
16.05.
13.06.
22.06.
11.07.
20.07.

Ultraschall

Durch Ultraschall der Brust können gezielt Tastbefunde und mammografische Befunde weitergehend beurteilt werden.

Zysten und andere Veränderungen können sicher lokalisiert werden.

Bei den gutartigen Veränderungen kann es sich um Fibroadenome oder Lipome oder mastopathische Veränderungen handeln.

Unklare Befunde können dargestellt werden und mit einer weiteren Diagnostik z. B. mittels Stanzbiopsie abgeklärt werden. Ebenfalls kann so die Unterscheidung zwischen Rezidiv und Narbengewebe gestellt werden. Sehr dichte Brüste sind im Ultraschall z. T. besser beurteilbar als in der Mammografie.

Der Ultraschall ist eine schmerzlose, strahlenlose, wenig belastende und einfach anzuwendende Untersuchungsmethode, mit der weitere Informationen über Veränderungen in der Brust gewonnen werden kann.

Die Früherkennung von Brustkrebs ist jedoch allein durch Ultraschall nicht möglich, da insbesondere die winzigen wichtigen Kalkablagerungen (Mikrokalzifikationen) in der Brust bisher mit Ultraschall nicht ausreichend gut nachweisbar sind.

Die Ultraschalluntersuchung wird in unserer gynäkologischen Abteilung durchgeführt. Telefonisch können Sie einen Termin in unserer Sprechstunde zur präoperativen Diagnostik oder nach Absprache vereinbaren.

Mammographie

Die Mammografie dient als Basisuntersuchung bei der Vorsorgeuntersuchung und bei allen Tastbefunden. In der Mammografie lassen sich ein Großteil der gut-, und bösartigen Veränderungen in der Brust darstellen. Die Mammografie ist die Methode der Wahl zur Darstellung des sogenannten Mikrokalks, der sich in den anderen bildgebenden Untersuchungsmethoden nicht sichtbar machen lässt. Dieser kann auch mammografisch gesteuert, stereotaktisch biopsiert werden. 

Die Mammografie wird in der Altersgruppe der 50-70 jährigen Frauen als Screeningmethode angeboten und sonst nach Absprache mit Ihrem Frauenarzt oder bei auffälligen Befunden durchgeführt.

Mammografien sind im Institut für bildgebende Diagnostik und interventionelle Radiologie nach Überweisung und telefonischer Terminvereinbarung und bei unseren anderen radiologischen Kooperationspartnern durchführbar.

Kernspintomogramm der Brust

Die Kernspinuntersuchung der Brust wird gezielt in Einzelfällen eingesetzt:

  • bei sehr dichter oder sehr großer Brust
  • bei der Beurteilung nach Operationen und Bestrahlung
  • oder nach Protheseneinlagen
  • und vor allem bei brusterhaltend operiertem Brustkrebs bei der Unterscheidung zwischen Narbe und Rezidiv.

Die Methode besitzt eine ausgezeichnete hohe Aussagekraft bezüglich einer Ausschlussdiagnostik, d.h. bei unauffälligen Befunden ist ein bösartiger Herd nahezu sicher ausgeschlossen.

Die Kernspinuntersuchungen können bei entsprechender Fragestellung im Institut für bildgebende Diagnostik und interventionelle Radiologie durchgeführt werden.

Allerdings soll nochmals betont werden, dass es sich bei dieser Methode nicht um eine Screeningmethode handelt sondern speziellen Einzelfällen vorbehalten bleibt.

Galaktograpfie

Außerhalb der Stillzeit ist ein Sekretaustritt aus der Brustwarze immer ein abklärungsbedürftiger Befund. Neben Blutuntersuchungen, zytologisch und mikrobiologischen Abstrichen ist die Röntgendarstellung des betreffenden Milchgangssystems mittels wasserlöslichem Kontrastmittel das Mittel der Wahl zur weiteren Diagnostik solcher Veränderungen.

Der Milchgang wird mittels einer stumpfen Kanüle sondiert und das Kontrastmittel  injiziert. Dies ist in der Regel ein schmerzloser Vorgang. Danach kann der betreffende Milchgang mit einer einfachen Röntgenuntersuchung mammografisch dargestellt werden.

Durch diese Methode können Gangveränderungen, die Vorboten von bösartigen Veränderungen sein können, sowie auch gutartige Befunde, z. B. Papillome dargestellt werden.

Galaktografien sind im Institut für bildgebende Diagnostik und interventionelle Radiologie nach Überweisung und telefonischer Terminvereinbarung und bei unseren anderen radiologischen Kooperationspartner durchführbar.

Biopsie

Es gibt verschiedene Biopsie-Arten:

  • Hochgeschwindigkeitsstanzbiopsie
  • Stereotaktische Vakuumbiopsie

Alle dienen der Aklärung unklarer Herdbefunde in der Brust. In lokaler Betäubung wird Gewebe aus dem  darstellbaren Bereich gewonnen. Durch diese Methode kann rasch (im Normalfall innerhalb von ca. 48 Std.) eine  Diagnose bei unklaren Befunden gestellt werden.

Insgesamt handelt es sich um eine einfache, schmerzarme Methode Gewebe aus der Brust zu gewinnen und zu diagnostizieren, die ambulant durchgeführt werden kann und in vielen Fällen (bei gutartigen Befunden)  eine Operation unnötig macht.

Telefonisch können Sie einen Termin in unserer Sprechstunde zur präoperativen Diagnostik Wenn bei Ihnen  diese Untersuchung geplant ist, dann informieren Sie uns falls Sie blutverdünnende Mittel einnehmen oder  setzten diese nach Rücksprache mit Ihrem Arzt rechtzeitig vor dem Eingriff ab.

Therapien

Gewebeentnahme

Offene Gewebeentnahme an der Brust

Eine offene Gewebeentnahme zur Diagnostik ist nur noch sehr selten nötig, da die allermeisten Diagnosen durch Stanzbiopsien gesichert werden.

Bei großen gutartigen Befunden, die kosmetisch störend sind, oder bei Tastbefunden, die die Patientin sehr beunruhigen kann eine offene Gewebeprobe nötig sein. Diese wird in Narkose durchgeführt.

 

Drahtmarkierte Gewebeentnahme

Bei Befunden, die nicht tastbar, sondern nur sonografisch oder mammografisch darstellbar sind, ist es  nötig, vor einer Operation die Befunde mittels eines Drahtes zu markieren. Bei der Operation orientiert sich der Operateur an dem Draht und kann so sicher den auffälligen Befund entfernen.

Die Markierung erfolgt sonografisch oder mammografisch gesteuert und es ist postoperativ möglich das  Präparat mammografisch zu überprüfen ob der interessierende Befund auch tatsächlich entfernt wurde.

Brusterhaltende Operation

In den allermeisten Fällen ist es bei bösartigen Veränderungen möglich, den Befund brusterhaltend zu  entfernen. Nur in Ausnahmefällen ist die Entfernung der Brust nötig.

Um bei der brusterhaltenden Operation gleich mit der nötigen Sicherheit operieren zu können, ist die  präoperative stanzbioptische Sicherung des Befundes notwendig.

Nach brusterhaltender Therapie ist obligat eine Bestrahlung der Brust nötig. Die brusterhaltende  Operation mit Nachbestrahlung ist gleichwertig in der Sicherheit mit der Brustentfernung. Kosmetisch kann auch durch onkoplastische Operationen ein gutes Ergebnis erreicht werden.

Onkoplastische Operation, Reduktionsmastektomie

Bei sehr großen Befunden und dem Wunsch nach Brusterhaltung kann dies mit onkoplasischen Operationen oder durch die Reduktionsmastektomie realisiert werden.

Damit können sehr gute kosmetische Ergebnisse erreicht werden. Falls dies mit einer Verkleinerung der  Brust einhergeht, kann die Gegenseite in gleicher Sitzung oder im Intervall ebenfalls angepasst und/ oder gestrafft werden. Auch hier ist eine Nachbestrahlung der erkrankten Seite notwendig.

Ablatio

In Ausnahmefällen ist immer noch die Entfernung der Brust nötig, z. B. beim inflammatorischen Mammakarzinom oder beim multizentrischen Karzinom oder bei ausgedehnten Vorstufen in der gesamten Brust.
In diesen Fällen kann vor der Operation schon die Möglichkeit des Wiederaufbaus besprochen werden, und bei der Operation gleich eine Expanderprothese einlegt werden als erste Phase der Rekonstruktion.

Axilläre Lymphknotenentfernung

Bei bösartigen Erkrankungen der Brust ist die Entfernung der regionalen Lymphknoten zur Diagnostik und Therapie nötig.
Die Tumorfreiheit in den regionalen Lymphknoten ist ein wichtiger Prognosefaktor und ein wichtiger Faktor zur Therapieentscheidung.
Häufig ist die Sentinel Biopsie möglich. Bei klinisch und/ oder sonografisch auffälligen Lymphknoten, sowie in Sonderfällen werden allerdings alle regionalen Lymphknoten entfernt.
Postoperativ erfolgt auf der Station rasch die physiotherapeutische Mitbetreuung mit Übungen für die  Schultern und zur Entstauung.

Die so genannte Wächterlymphknotenentfernung ist eine neue schonende Operationstechnik beim Mammakarzinom.
Bei bösartigen Erkrankungen der Brust ist die chirurgische Beurteilung der regionalen Lymphknoten  wichtig.
Bei klinisch und sonografisch unauffälliger Axilla kann der erste, für die Brust zuständige Lymphknoten in der Axilla radioaktiv markiert, entdeckt und entfernt werden. Ist dieser tumorfrei, kann auf die komplette Ausräumung der Achselhöhle verzichtet werden. Die Diagnose kann durch Schnellschnitt in den meisten  Fällen schon während des operativen Eingriffs gestellt werden.

Rekonstruktive Verfahren zum Wiederaufbau

Die rekonstruktiven Verfahren zum Wiederaufbau nach Ablatio unterscheidet man in Verfahren mit Fremdmaterial (Prothesen) und in Verfahren mit körpereigenem Gewebe.

Bei den Fremdmaterialien kommen Expanderprothesen und in einem zweiten Schritt Silionprothese zum Einsatz. Häufig ist eine Angleichung der gesunden Brust indiziert im Sinne einer Reduktions-  und Liftingoperation.

Für die rekonstruktiven Verfahren mit körpereigenem Gewebe arbeiten wir mit der Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie des Krankenhauses Bietigheim zusammen. Hier werden neben freien Bauchhaut- Fettlappen (DIEP- Flap) als derzeitigem Goldstandart in der Brustrekonstruktion auch der TMG- Lappen von der Oberschenkelinnenseite und den älteren, klassischen Verfahren wie dem Latissimus dorsi Lappen angeboten.

Das genaue Vorgehen wird je nach Wunsch der Patientin besprochen und wenn nötig mit dem plastischen Chirurgen abgestimmt. Für ein ausführliches Gespräch zum Thema plastische Rekonstruktion und Wiederaufbau steht Ihnen Herr Prof. Dr. med. Wacker gerne zur Verfügung.

Strahlentherapie

Die postoperative Strahlentherapie ist ein wichtiger Bestandteil der Behandlung von Patientinnen mit Brustkrebs. Sie ist notwendig nach einer brusterhaltenden Operation, da die Strahlentherapie in dieser Situation die lokale Kontrolle deutlich verbessern kann. Nach einer Mastektomie verbessert die postoperative Strahlentherapie bei Risikopatientinnen nicht nur die lokale Kontrolle, sondern auch das Überleben. Neben der Strahlenklinik des Städtischen Klinikums Karlsruhe ist auch die Strahlenklinik der Universität Heidelberg einer unserer wichtigen Kooperationspartner.

Chemotherapie, endokrine Therapie und Immuntherapie

Die Chemotherapie findet in wenigen Fällen stationär auf unserer onkologischen Station, in den meisten Fällen ambulant in den Räumlichkeiten der Frauenklinik Bruchsal statt. Die Patientinnen werden in unserer ambulanten Chemotherapie von speziell ausgebildeten Fachkrankenschwestern betreut. Der Zugang zu Informationsmaterial, Selbsthilfegruppen, psychoonkologischer und sozialer Unterstützung steht allen Teilnehmerinnen umfangreich zur Verfügung. Zusatzangebote für onkologische Patientinnen umfassen neben der diätetischen Beratung und der Aufklärung über Perücken und Brustprothesen unter anderem auch Kosmetikseminare, die 4-wöchentlich gehalten werden.

In einem Gremium von Fachexperten (gynäkologischer Onkologe, Brustoperateur, Radiologe, Pathologe und Strahlentherapeut) wird in unserer wöchentlichen interdisziplinären Tumorkonferenz per Konsensusentscheid die Indikation zur weiteren Therapie nach Primärdiagnose festgelegt. Auf dem Gebiet der medikamentösen Therapie sind dies zum einen präoperative (neoadjuvante) Chemotherapien, welche die postoperative Chemotherapie mit den Vorteilen der Steigerung der Brusterhaltung und "in-vivo-Chemosensitivitäts-Testung" ersetzen. Zum anderen kommt die postoperative (adjuvante) Chemo- und Hormontherapie zum Einsatz, welche zur Steigerung der Heilungsrate beiträgt. Des Weiteren werden neben der palliativen Hormon- und Chemotherapie auch die Therapie mit Antikörpern angeboten.