Operative Verfahren der Adipositas und Metabolischen Chirurgie am RKH Adipositaszentrum Nordwürttemberg
Die morbide Adipositas stellt eines der größten Gesundheitsprobleme der westlichen Welt dar. Die WHO hat deshalb bereits 1997 das krankhafte Übergewicht als globale Epidemie eingestuft. Es wird derzeit vermutet, dass über 1,6 Milliarden Menschen weltweit übergewichtig sind.
Der Anteil von krankhaft Adipösen steigt dabei überproportional an, so auch in Deutschland. Der Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes von 2012 ergab, dass der Anteil von Menschen mit einem Body Mass Index (BMI) zwischen 30-35 zwischen 1999 und 2009 um 40% gestiegen ist. Die Gruppe mit einem BMI von 40 und mehr hat sich jedoch fast verdoppelt (Mikrozensus 2012). Angesichts dieser starken Zunahme der morbiden Adipositas verwundert die ebenso rasche Zunahme der Adipositas induzierten Nebenerkrankungen nicht. Diabetes Mellitus Typ II, arterielle Hypertonie, Fettstoffwechselstörungen, obstruktives Schlafapnoesyndrom und Erkrankungen des Bewegungsapparates stellen sich in der Gruppe der schwer adipösen Patienten unverhältnismäßig oft und sehr früh ein.
Für diese Patientengruppe stellt die Adipositas- oder Bariatrische Chirurgie die effizienteste medizinische Maßnahme zur Normalisierung der Nebenerkrankungen und des Körpergewichtes dar.
Die Entwicklung der Adipositaschirurgie ist gekennzeichnet von stetiger Innovation und Weiterentwicklung etablierter Verfahren, die auf optimale Kontrolle der relevanten Nebenerkrankungen und Reduktion des Körpergewichtes abzielen. Eine geringe Komplikationsrate der Operationen in Verbindung mit dadurch verbesserter Lebensqualität und Reduktion der Nebenerkrankungen gilt es zu gewährleisten. Die Einführung der minimalinvasiven Chirurgie war und ist der Motor dieser Entwicklung.
Der laparoskopische Y-Roux Magenbypass stellt in diesem Zusammenhang den Goldstandard für kombiniert restriktiv-malabsorptive Verfahren dar. Eine sich rasch verbreitende Weiterentwicklung stellt der sogenannte Omega-Loop oder „One Anastmosis Bypass“ dar. Diese Eingriffe sind besonders für adipöse Diabetiker zu empfehlen.
Seit 2011 ist allerdings die laparoskopische Schlauchmagenoperation der am häufigsten in Deutschland durchgeführte Eingriff. Die Schlauchmagenoperation zielt als restriktiver Eingriff primär auf die Verkleinerung des Magenvolumens ab. Ein zusätzlicher hormoneller Effekt ist durch die postoperativ verminderte Sekretion von Ghrelin nachgewiesen.
Die inzwischen in ersten 10 Jahre Langzeituntersuchungen vorliegenden Daten lassen eine dauerhafte Reduktion des Übergewichtes und der assoziierten Folgeerkrankungen erkennen und belegen die Wirksamkeit dieser bariatrischen Operation. Allerdings ist auch bei diesem an sich restriktiven Verfahren mit der Entleerung der Vitaminspeicher bei nicht durchgeführter Substitution zu rechnen. Im Besonderen ist die Vitamin B12 Unterversorgung und die Eisenmangelanämie beschrieben.
Die einzige etablierte bariatrische Operation die vollständig reversibel ist und dennoch in klinischen Langzeitstudien ausreichende Gewichtsreduktion zeigen konnte ist die Implantation eines anpassbaren Magenbandes (LAGB).
Leider sind diese Langzeitergebnisse außerhalb von gut kontrollierten Studien mit einer engen postoperativen Patientenführung deutlich schlechter.
Gründe hierfür sind wahrscheinlich die geringe Schutz gegenüber energiereicher flüssig/breiiger Nahrung, was bei vielen Patienten zu unzureichender Gewichtsreduktion führt, die Anzahl der Bandkomplikationen (Bandmigration, Bandslipping).
Welcher Eingriff unter Berücksichtigung aller Faktoren den Optimalen für einen morbid adipösen Patienten darstellt ist eines der zentralen Forschungsziele in der Bariatrischen Chirurgie.
Essverhalten, Nebenerkrankungen, Voroperationen, BMI, Alter und Geschlecht des Patienten sind nur einige der Faktoren die in die Entscheidungsfindung Eingang finden müssen.
Gerade bei weiblichen Patienten mit noch nicht abgeschlossener Familienplanung sollte dies ebenfalls die Operationsindikation beeinflussen.
Der optimale Eingriff für die diese Patientinnen sollte also die malabsorptive Komponente möglichst gering halten und idealerweise im Falle einer Problemstellung während der Schwangerschaft die Möglichkeit der Reversibilität haben. Diese Anforderung erfüllt wie bereits erwähnt zurzeit nur das LAGB, welches aber aus genannten Gründen zunehmend weniger Akzeptanz findet.
Auf der Suche nach einem alternativer Verfahren untersuchen wir die laparoskopische Gastroplikatur.
Die Gastroplikatur ist ebenfalls ein restriktives Verfahren. Die starke Reduktion des Magenvolumens wird jedoch nicht durch Teilresektion des Magens erreicht sondern durch Inversion der Magenwand entlang der großen Kurvatur. Der invertierte Magenanteil wird durch mehrere Nahtreihen fixiert. Dabei wird der Magen nicht eröffnet und kein Magenanteil reseziert. Prinzipiell ist dieser Eingriff durch Entfernen der Nähte als reversibel einzustufen.
Die Entwicklung der bariatrisch/metabolischen Operationen ist keineswegs abgeschlossen. Die konstante klinische Forschung in diesem Bereich zeigt, daß eine weitere Verbesserung der Behandlungsergebnisse zu erwarten ist. Erweitert werden in naher Zukunft die laparoskopischen Operationen durch rein endoskopische Verfahren.
Im RKH Adipositaszentrum Nordwürttemberg führen wir alle die oben genannten Eingriffe, sowie Umbauoperationen nach bereits erfolgten Eingriffen mit hoher Kompetenz und Routine durch.
Wir beraten sie gerne!