Unsere Fachabteilung
Unsere Fachabteilung
Willkommen im Zentrum für Endoprothetik, Wechselendoprothetik und Rheumaorthopädie
Das Zentrum für Endoprothetik, Wechselendoprothetik und Rheumaorthopädie verfügt über 80 stationäre Betten und führt pro Jahr ca. 2.500 Operationen durch. Der Schwerpunkt des Zentrum liegt in der Endoprothetik, wobei ca. 800 Hüftgelenkendoprothesen, 870 Knieendoprothesen, 60 Schulterendoprothesen und 20 Sprunggelenkprothesen pro Jahr implantiert werden.
Die Implantation der Kunstgelenke erfolgt in modernen minimal-invasiven, gewebeschonenden Operationstechniken, bei denen kleine Zugänge gewählt werden und die Weichteile bestmöglichst geschont werden. Hier hat sich das Zentrum als internationales Referenzzentrum etabliert.
Vor allem hat das Zentrum für die schwierige Endoprothetik und Wechselendoprothetik einen internationalen Ruf erlangt. Es werden mit über 500 Wechseloperationen im Jahr auf diesem Gebiet die meisten Operationen pro Jahr in Baden-Württemberg an Hüft- und Kniegelenk durchgeführt. Auch in der Behandlung von infizierten Prothesen stellt die Abteilung eines der Zentren mit den meisten Erfahrungen in ganz Deutschland dar, wobei die Patienten hier nahezu aus dem ganzen Bundesgebiet kommen.
Leistungsspektrum
Schulter
Die Schulterprothetik hat in den letzten Jahren einen großen Fortschritt gemacht. Durch verschiedene konstruktive Neuerungen ist es gelungen, eine individuelle Anatomie für jeden Patienten nachahmen zu lassen. Dies führt zu deutlich besseren funktionellen Ergebnissen als die Prothesen der ersten Generationen.
Schulterprothese
Ein von uns mitentwickeltes Konzept ist der knochensparende Oberflächenersatz, bei dem nur der zerstörte Knorpel mit einer Metallkappe ersetzt wird. Die modernen Stielendoprothesen lassen durch einen exzentrischen Kopfaufsatz die verschiedenen Ausrichtungen des Kopfes im Verhältnis zum Schaft gut nachahmen. Bei zusätzlich zur Arthrose bestehenden großen Defekten der Rotatorenmanschette hat sich die sogenannte Inverse Prothese etabliert.
Fallbeispiel: Oberflächenersatz
Bei einer 54jährigen Patientin mit rheumatoider Arthritis bestehen seit 3 Jahren zunehmende Bewegungsschmerzen des rechten Schultergelenkes. Untersuchungen zeigen eine rheumatisch bedingte Arthrose des rechten Schultergelenkes. Der Patientin wurde eine Oberflächenersatzprothese implantiert. Nach 6wöchiger limitierter Bewegung kann die Bewegung freigegeben werden. 6 Monate nach der OP kann die Patientin die Schulter wieder frei und schmerzfrei bewegen.
Fallbeispiel: Inverse Prothese
Bei einem 75jährigen Patienten bestehen seit 2 Jahren zunehmende rechtsseitig Schulterschmerzen. Die Bewegung hat deutlich abgenommen und der Patient kann den Arm nur noch 40 Grad aktiv anheben. Untersuchungen zeigen eine sekundäre Arthrose auf dem Boden einer Rotatorenmassenruptur mit Schulterkopfhochstand (Cuffarthropathie). Dem Patienten wurde eine Inverse Schulterprothese implantiert. Nach 6wöchiger limitierter Bewegung kann die Bewegung freigegeben werden. 3 Monate nach der OP kann der Patient die Schulter aktiv 110 Grad zur Seite und nach vorne anheben.
Humeruskopffraktur
Beim Bruch des Oberarmknochens hängt die Therapie zum einen von der Art des Bruches und zum anderen von der Qualität des Knochens und dessen Blutversorgung ab. Für letzteres spielt das Alter des Patienten eine maßgebliche Rolle. In der Regel kann eine Rekonstruktion des Oberarmkopfes mit Hilfe einer modernen winkelstabilen Platte durchgeführt werden. In komplizierteren Fällen kann eine so genannte Frakturprothese zum Einsatz kommen. Ist in seltenen Fällen gleichzeitig ein großer, nicht zu rekonstruierender Defekt der Rotatorenmanschette vorhanden, kommt direkt eine Inverse Schulterprothese zur Anwendung (siehe dort).
Fallbeispiel
Ein 58jähriger Patient stürzt vom Fahrrad auf die linke Schulter. Die bildgebende Diagnostik zeigt eine wenig verschobene 3-Fragment-Humeruskopffraktur. Der Patient wird umgehend operiert, wobei die Bruchfragmente wieder eingerichtet und mit einer eingebrachten winkelstabilen Platte gehalten werden. Der Patient kann nach der OP zügig funktionell therapiert werden, wobei zunächst unter der Wegnahme der Schwerkraft die Schulter bewegt wird. Der Krankenhausaufenthalt beträgt 6 Tage, 6 Wochen nach der OP ist die Schulter wieder frei beweglich.
Hüfte
Wenn wir gehen, uns drehen oder beugen, ist ein Gelenk maßgeblich im Spiel: unser Hüftgelenk. Es stellt die gelenkige Verbindung des Rumpfes mit den Beinen dar und verbindet Becken- und Oberschenkelknochen. Seine optimale Form als Kugelgelenk garantiert uns große Bewegungsfreiheit.
Aufbau des Hüftgelenks
Das Gelenk besteht aus der Hüftpfanne im Beckenknochen und dem Hüftkopf des Oberschenkelknochens. Beide Teile sind mit einer knorpeligen Gleitschicht überzogen. Eine Gelenkkapsel dichtet die gelenkige Verbindung ab. Sie produziert eine Flüssigkeit, die einerseits den Knorpel ernährt und andererseits für eine reibungsfreie Bewegung sorgt. Gleich einem Stoßdämpfer sollen so die gewaltigen Kräfte abgefangen werden, die im Laufe eines Lebens auf das Gelenk einwirken. Bänder zwischen den Knochen geben dem Gelenk die notwendige Stabilität; durch Muskeln und Sehnen wird es bewegt.
Impingement
Bei dem Impingement-Syndrom handelt es sich um ein mechanisches Anschlagphänomen des Hüftkopfes am Pfannenrand. Dies führt zu Beschwerden und letztendlich zum Verschleiß des Gelenkes. Die Ursache liegt entweder in einer anatomischen Formstörung des Kopfhalsüberganges des Oberschenkelknochens (CAM) und/oder der Pfanne (Pincer). Die Therapie besteht in der operativen Korrektur der anatomischen Formstörungen zur Vermeidung eines später auftretenden Gelenkverschleißes. Wir führen dies in einer minimalinvasiven Technik durch. Der stationäre Aufenthalt beträgt ca. 3 Tage.
Fallbeispiel:
Ein 34jähriger Patient hat seit mehreren Monaten bei sportlichen Aktivitäten und bei bestimmten Bewegungen in der Beugung Schmerzen im Bereich der rechten Leiste. Der vordere Impingementtest ist positiv. Die Röntgenbilder zeigen Zeichen des kombinierten Impingements und die Kernspintomographiebilder bestätigen die Labrumläsion (knorpelige Ausziehung des Pfannenrandes) sowie die Pfannenzysten. In einer minimalinvasiven offenen Technik wird das Schenkelhalstrimming zur Korrektur des CAM-Impingements durchgeführt und die Labrumchirurgie mit Zystenanbohrung durchgeführt. Der Patient kann sofort nach der OP mobilisiert werden mit einer Teilbelastung des operierten Beines für 6 Wochen. Er ist nach wenigen Tagen beschwerdefrei.
Oberschenkelbruch
Durch einen schweren Sturz oder Schlag auf die Hüfte kann der Oberschenkelknochen (Femur) brechen. Dies geschieht normalerweise im Bereich des Schenkelhalses; betroffen sind meist ältere Personen.
Ein Oberschenkelhalsbruch muss in jedem Fall klinisch versorgt werden -sehr häufig mit einem künstlichen Gelenkersatz.
Rheumatoide Arthritis
Unter „Rheuma“ versteht man nicht eine einzelne, sondern eine Vielzahl von Erkrankungen: Fast 450 verschiedene Krankheitsbilder, die alle mit chronischen, schmerzhaften und mit dauerhaften Mobilitätseinschränkungen des Bewegungsapparates zusammenhängen, sind unter diesem Begriff zusammengefasst. Die so genannte „rheumatoide Arthritis“ oder auch „chronische Polyarthritis“ ist die häufigste entzündliche Erkrankung der Gelenke. Man schätzt, dass in Deutschland rund 800.000 Menschen an dieser Erkrankung leiden. Die Ursache der Krankheit ist nicht geklärt. In Fachkreisen werden Störungen des Immunsystems („Autoimmunerkrankung“), Viren- oder Bakterieninfektionen oder auch eine erbliche Veranlagung als mögliche Ursachen diskutiert. Die rheumatoide Arthritis tritt schubweise auf. Typische Symptome sind starke Schmerzen, Schwellungen und eine Überwärmung der Gelenke. Die Beweglichkeit ist vor allem am Morgen stark eingeschränkt („Morgensteife“). Darüber hinaus kann die dauerhafte Entzündung der Gelenke zu bleibenden Schäden an Gelenkknorpel und –knochen führen. Die Gelenkstrukturen degenerieren und werden zerstört.
Hüft-Totalendoprothese
Eine Hüft-Totalendoprothese ist der Ersatz des erkrankten Hüftgelenkes durch ein künstliches Implantat. Die Endoprothese besteht aus der Hüftpfanne und dem Hüftschaft, auf den ein Kugelkopf aufgesetzt wird, der sich in der Pfanne bewegt. Die Gelenkkomponenten, das heißt die Gelenkflächen, die direkten Kontakt miteinander haben (Gleitpaarung), sind ein Keramikkopf, der gegen einen Pfanneneinsatz aus Polyethylen oder Keramik läuft, oder ein Metallkopf, der gegen einen Pfanneneinsatz aus Metall oder Polyethylen. Alle verwendeten Materialien sind speziell für medizinische Zwecke entwickelt. Sie zeichnen sich durch eine maximale Gewebeverträglichkeit aus und ermöglichen eine möglichst schmerzfreie und dauerhafte Funktion.
Aufbau des Hüftgelenkersatzes
Ein künstliches Hüftgelenk setzt sich aus vier Komponenten zusammen. Der Hüftschaft wird im Oberschenkelknochen verankert. Auf den Konus des Schaftes wird ein Kugelkopf aus verschleißfestem Metall oder Keramik gesetzt, der – wie der natürliche Hüftkopf – in der Hüftpfanne mit dem Pfanneneinsatz gleitet. Die Hüftpfanne wird im Becken verankert.
Woraus bestehen künstliche Hüftgelenke?
Überall dort, wo natürliche Knochen mit künstlichen Gelenken zusammentreffen, spielen Material und Oberflächenbeschaffenheit eine zentrale Rolle, um eine schmerzfreie Gelenkbewegung zu ermöglichen und vom Körper dauerhaft toleriert zu werden. Im Allgemeinen werden drei Materialarten für orthopädische Zwecke verwendet: Metalle, Polymere und Keramik. Implantate sind im Körper hohen Belastungen ausgesetzt und müssen daher aus sehr widerstandsfähigem Material bestehen. Hüftschäfte oder Schienbeinkomponenten von Knieendoprothesen werden heiß geschmiedet, um die erforderliche Widerstandskraft des Materials zu erreichen. In der Vergangenheit wurden alle Metalle gegossen, während heute das Heißschmieden ein Standardprozess ist, der zu sehr guten Ergebnissen in metallurgischer und physikalischer Hinsicht führt.
Verankerungstechniken
Es gibt drei Möglichkeiten, die Endoprothese zu implantieren. Entscheidend für die Auswahl des „richtigen“ Verfahrens ist in jedem individuellen Krankheitsfall die Knochenqualität des Patienten.
Zementierte Endoprothese
Hüftschaft und -pfanne werden mit einem schnell härtenden Kunststoff, dem so genannten Knochenzement, im Becken und im Oberschenkelknochen befestigt. Ein zementiertes Gelenk ist sofort belastbar.
Zementfreie Endoprothese
Der Hüftschaft wird in den Knochen eingepresst. Die Hüftpfanne wird eingepresst oder eingeschraubt. Durch das knochenfreundliche Material heilen diese Komponenten schnell in den Knochen ein und das Gelenk wird langfristig fixiert
Hybrid-Endoprothese (Mischform)
In der sogenannten hybriden Implantationstechnik sind die Vorzüge beider Verfahren vereint. Die Pfanne wird zementfrei verankert, der Prothesenschaft hingegen im Oberschenkelknochen einzementiert. Ein durch Arthrose zerstörtes Hüftgelenk muss immer komplett ersetzt werden. Das heißt, durch eine künstliche Gelenkpfanne, die in das Becken eingepresst oder eingeschraubt wird, einem Hüftschaft, der in den Oberschenkelknochen (Femur) implantiert wird und einem Kugelkopf, der auf den Hüftschaft gesetzt wird und sich in der Pfanne bewegt.
Oberflächenersatz
Gelenkersatz ist nicht mehr ausschließlich ein Problem des höheren Lebensalters. Zunehmend wird die Implantation von künstlichen Gelenken bei Menschen vorgenommen, die jünger als 50 Jahre sind. Das Anspruchsdenken an Gesundheit und Unversehrtheit ist deutlich gewachsen: Jüngere Patienten sind nicht bereit, Einschränkungen ihrer Lebensqualität und Beweglichkeit hinzunehmen. Der Oberflächenersatz wurde speziell für junge und aktive Patienten entwickelt, um die Knochensubstanz weitestgehend zu erhalten und einen optimalen Bewegungsumfang bei gleichzeitiger Gelenkstabilität zu ermöglichen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Hüftschaft-Systemen wird beim Oberflächenersatz der Hüftkopf weitgehend erhalten: Eine „Kappe“ wird mittels Knochenzement auf dem Hüftkopf verankert.
Innovatives Prothesendesign
Das innovative Prothesendesign des Oberflächenersatzes „Durom™ Hip Resurfacing“ wurde erst durch die Kombination mit einer verschleißresistenten Werkstoff-Technologie realisierbar. Dieser Werkstoff besteht aus einer besonders abriebarmen Kobaltchrom-Legierung. In 15 Jahren klinischer Anwendung konnten mit mehr als 200.000 Implantationen dieser Metall-Gleitpaarung umfangreiche Langzeiterfahrungen gewonnen werden.
Knie
Wenn wir gehen, uns strecken oder beugen, ist unser größtes Gelenk aktiv – das Kniegelenk. Es stellt die bewegliche Verbindung zwischen dem Oberschenkelknochen und dem Schienbein dar und ermöglicht in erster Linie die Streckung und Beugung.
Wie funktioniert das Kniegelenk?
Das Kniegelenk ist das größte und komplizierteste Gelenk unseres Körpers. Damit die Last gleichmäßig verteilt wird, besitzt das Knie zwei kleine, elastische halbmondförmige Faserknorpelscheiben, den Innen- und den Außenmeniskus. Sie passen sich jeder Bewegung an und dienen als eine Art Stoßdämpfer. Zum Schutz gegen ein Ausrenken wird das Knie von starken Bändern, den Kreuz- und Seitenbändern, gehalten. Das Kniegelenk muss, wie alle Gelenke, ausreichend bewegt werden, damit die Durchblutung und die Versorgung mit Nährstoffen gewährleistet ist. Nur dann kann das Knie die Belastungen, denen es täglich ausgesetzt ist, meistern. Darüber hinaus lässt es auch geringe Drehungen des Unterschenkels gegenüber dem Oberschenkel zu; dies allerdings nur, wenn das Knie gebeugt ist. Das Kniegelenk besteht aus der Oberschenkelrolle und dem Schienbeinkopf, die beide mit einer stärkeren Knorpelschicht überzogen sind. Im dazwischen liegenden Gelenkspalt befinden sich die Menisken (Zwischengelenkscheiben). Sie fangen die gewaltigen Kräfte, die im Laufe unseres Lebens auf das Gelenk einwirken, federnd ab. Das Gelenk selbst wird durch eine Kapsel nach außen abgedichtet. Sie produziert eine Flüssigkeit, die den Knorpel ernährt und die Kniescheibe geschmeidig gleiten lässt. Kreuzbänder zwischen den Knochen geben dem Gelenk die notwendige Stabilität; durch Muskeln und Sehnen wird es bewegt.
Chronischer Verschleiß am Kniegelenk
Arthrose, d.h. der krankhafte Verschleiß des Gelenkknorpels, ist die häufigste Ursache für Kniebeschwerden und nimmt bei den Gelenkschäden - auch im jüngeren Alter - eine immer größere Bedeutung ein. Wenn sich der Knorpel im Kniegelenk abnutzt, ist dies ein Prozess, den man nicht rückgängig machen kann. Der hyaline Knorpel, der am Gelenkkopf den Knochen schützt, ist bei Schädigung nicht in der Lage sich selbst zu heilen. Durch den zunehmenden Verschleiß des Knorpels kommt es zum direkten Kontakt von Knochen auf Knochen. Die Folgen der Arthrose am Knie („Gonarthrose“) sind starke Schmerzen bei Belastung. Die schmerzfreien Gehstrecken werden immer kürzer. Zuletzt entstehen auch im Ruhezustand starke Schmerzen. Gleichzeitig werden die Beweglichkeit und die Stabilität des Kniegelenks immer schlechter. Die Ursache ist häufig eine Fehlstellung der Beine. So belasten zum Beispiel X- oder O-Beine die Kniegelenke einseitig. Aber auch Unfälle oder die oben genannten Sportverletzungen sind Ursache für den Verschleiß.
Achskorrektur (supracondylär)
Unbehandelte Achsfehlstellungen führen zu einer frühzeitigen Arthrose des benachbarten Gelenkes. In unserer Abteilung werden die Knochen am Oberschenkel und am Hüftgelenk operativ umgestellt. Bei der kniegelenknahen, so genannten suprakonylären Umstellungsosteotomie wird eine Achsfehlstellung (meist X-Bein) mittels Durchtrennung des Oberschenkelknochens und anschließender Stabilisierung mit einer Platte korrigiert. Hier verwenden wir moderne, winkelstabile Implantate. Hierdurch können die Patienten rasch mobilisiert und zügig wieder das operierte Bein voll belasten.
Grundsätzliches zur Therapie
Bei der Behandlung der Kniearthrose steht eine große Vielfalt von konservativen und operativen Behandlungsmethoden zur Verfügung. Dabei ist es wichtig festzuhalten, dass nur der differenzierte Einsatz der Therapiemöglichkeiten passend zu den verschiedenen Stadien des Kniegelenkverschleißes zum Erfolg führen kann. Ziel aller therapeutischen Maßnahmen ist es, die Folgen des Verschleißes und des Substanzverlustes am Knorpel sowie die Reaktionen und Reizzustände der Gelenkkapsel, die das Gelenk schützend umgibt und mit Flüssigkeit ernährt, zu minimieren.
Konservative Therapie
Es gibt verschiedene Therapiemöglichkeiten, die die Knorpel- oder Knochenschäden nicht beseitigen, aber eine Operation hinauszögern können. Hier ein Überblick über die so genannten konservativen Behandlungsmethoden.
Durchblutungsfördernde Maßnahmen
Eine bessere Durchblutung des betroffenen Gelenkes kann durch Fangopackungen, heiße Wickel und ähnliche Anwendungen erzielt werden. Auch Kurzwellenbehandlung und Ultraschalltherapie können Linderung verschaffen, ebenso wie Unterwassertherapien.
Bewegung stärkt die Muskeln
Soweit die Schmerzen es zulassen, kann gezielte Krankengymnastik empfohlen werden, die der Kräftigung der Muskulatur und der Beweglichkeit dient. Besonders empfehlenswert sind Schwimmen und Bewegungen im warmen Wasser, da hier die schmerzhafte Gewichtsbelastung durch den Körperauftrieb entfällt.
Medikamente gegen Entzündung
Im Falle einer akuten Entzündung des Gelenkes ist der Einsatz von Medikamenten neben der Physiotherapie sinnvoll. Häufig werden so genannte Antirheumatika verschrieben. Diese Medikamente dürfen wegen eventueller Nebenwirkungen ausschließlich unter ärztlicher Kontrolle eingenommen werden. Wenn die Schmerzen und die Behinderung im Kniegelenk zunehmen und die konservativen Behandlungsmethoden ausgeschöpft sind, wird das Einsetzen eines künstlichen Kniegelenkes empfohlen.
Unikondyläre Schlittenprothese
Die unikondyläre Schlittenprothese ersetzt nur eine Gelenkfläche des Kniegelenkes zwischen dem Ober- und Unterschenkel und kommt bei den Patienten in Frage, die eine Arthrose nur dieser entsprechenden Gelenkfläche aufweisen und deren Bänder intakt sind.
Die Vorteile der unikondylären Prothese auf einen Blick
Die Vorteile sind ein kleinerer Eingriff, physiologischer Erhalt aller Bänder und damit der normalen Kinematik, schnelle Rehabilitation. Das von uns verwendete Modell (Oxford; 170 pro Jahr) besteht aus drei Teilen und hat den Vorteil, dass das Inlay mobil ist. Hierdurch kann die Prothese knochensparender eingesetzt werden und der Abrieb des Inlays ist deutlich geringer als bei Prothesenmodellen mit nichtmobilem Inlay. Unter anderem hierdurch sind die publizierten Standzeiten der von uns in minimalinvasiver Technik implantierten Prothese mit denen sogenannter Vollprothesen vergleichbar.
Fallbeispiel – unikondyläre Prothese
Bei einem 66jährigen Patienten bestehen seit 3 Jahren zunehmende Belastungsschmerzen am äußeren Kniegelenk. Die schmerzfreie Gehstrecke ist nur noch 300 Meter und es bestehen Ruheschmerzen. Die konservativen Therapiemaßnahmen sind erfolglos. Untersuchungen zeigen eine isolierte laterale Arthrose des Kniegelenkes bei stabilen Band- und korrekten Achsverhältnissen. In einer minimalinvasiven Technik wurde ein lateraler Oxford-Schlitten implantiert. Der Patient war nach der OP schnell schmerzfrei und verließ die Klinik nach 5 Tagen mit einer Beweglichkeit von 0-0-120 Grad (Streckung/Beugung).
Verankerungstechniken
Zementierte Endoprothese
Die Ober- und Unterschenkelhalsknochen werden mit Knochenzement, einem schnell härtenden Kunststoff, befestigt. Ein zementiertes Gelenk ist sofort belastbar.
Zementfreie Endoprothese
Alle Komponenten werden ohne Knochenzement implantiert. Der Knochen wächst an die Endoprothese an.
Hybrid-Endoprothese
In der sogenannten hybriden Implantationstechnik wird der Oberschenkelhalsknochen zementfrei und der Unterschenkelhalsknochen mit Zement im Knochen verankert.
Oberflächenersatz
Doppelschlitten/ Gelenkersatz: Der bikondyläre Kniegelenkersatz (Oberflächenersatz) ist für Patienten, deren Kniegelenk vielfältig geschädigt ist. Bei völlig zerstörten Knien lassen sich auch bei jüngeren und aktiven Patienten Oberflächen-Knieendoprothesen mit beweglichen Anteilen („Mobile Bearing“) zur Imitierung eines möglichst "physiologischen" Bewegungsablaufes implantieren.
Knieprothesenwechsel
Bei dem Knieprothesenwechsel gilt es eine neue Prothese wieder sicher in dem Knochen zu befestigen und ein stabiles, gut bewegliches Kniegelenk zu erhalten. Hierbei müssen individuell abhängig von der Knochen- und der Weichteilsituation meist modulare Revisionsprothesen mit unterschiedlichem Kopplungsgrad und unterschiedlichen Komponenten zur Knochenfixation bzw. zum Knochendefektaufbau gewählt bzw. kombiniert werden.
Fallbeispiel – Knieprothesenwechsel
Bei einer 64jährigen Patientin ist es bei einer auswärtigen Knie-Totalendoprothesen-Implantation zu einem verbleibenden O-Bein gekommen, das in einer im Oberschenkel bestehenden Fehlstellung begründet ist. Bei der präoperativen Diagnostik wird ein gleichzeitig bestehender periprothetischer Infekt festgestellt. In einer ersten Operation wird zunächst die alte Prothese entfernt und ein Antibiotika-freigebender Platzhalter eingesetzt. Weiterhin wird zur Behandlung der Infektion eine systemische Antibiose gegeben. Nach14 Tagen wird die Patientin an zwei Unterarmgehstützen mobilisiert nach Hause entlassen. Vier Wochen später wird eine neue achsgeführte Prothese implantiert und die Oberschenkelachse gleichzeitig durch eine Umstellung korrigiert. Aufgrund der früheren Infektion werden wieder sechs Wochen Antibiotika gegeben. Die Patientin kann rasch unter Vollbelastung mobilisiert werden und verlässt die Klinik wieder nach 14 Tagen.
Hinweis: Üblicherweise beträgt der Klinikaufenthalt bei einem Knieprothesenwechsel 5-7 Tage.
Sekretariat
Telefonische Terminvergabe
Kontakt
07145-91-53203
okm.endoprothetik(at)rkh-gesundheit.de
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Adresse
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Kurt-Lindemann-Weg 10
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07145-91-53900
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Besuchszeiten
Montag bis Sonntag
09:00 - 12:00 Uhr und 14:00 - 19:00 Uhr
Terminvergabe
Team
Prof. Dr. med. Bernd Fink
Ärztlicher Direktor
Facharzt für Orthopädie, Unfallchirurgie und Rheumaorthopädie
Mitgliedschaften:
Arbeitsgemeinschaft für Endoprothetik (AE),
Assoziation für Orthopädische Rheumatologie (ARO), tätig in der Wissenschaftskommission
Jürgen Engelhardt
Geschäftsführender Oberarzt
Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie,
Spezielle orthopädische Chirurgie
Facharzt für Chirurgie, Schwerpunkt Unfallchirurgie
Zusatzbezeichnung:
Notfallmedizin
Mitgliedschaften:
Verband leitender Krankenhausärzte (VLK),
Arbeitsgemeinschaft für Endoprothetik (AE),
Generalisten der Chirurgie,
Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU)
Dr. med. Michael Holder
Leitender Arzt
Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie
Zusatzbezeichnung:
Spezielle Unfallchirurgie
Spezielle Orthopädische Chirurgie
Notfallmedizin
Dr. med. Bernhard Schulte
Leitender Arzt
Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie
Zusatzbezeichnung:
Spezielle orthopädische Chirurgie,
Physikalische Therapie und Balneologie, Manuelle Therapie
Maamoun Alsalloum
Oberarzt
Wissenswertes
Hüfte
Operationstechnik – Endoprothetik
Bei der minimalinvasiven Operationsmethode setzt der Operateur das Implantat über kleinere Hautschnitte und gewebeschonende Techniken ein. Der operierende Arzt wird nach einer eingehenden Untersuchung entscheiden, ob ein minimalinvasiver Eingriff die Methode der Wahl ist. Grundsätzlich kann die minimalinvasive Operationstechnik bei Patienten jeder Altersstufe angewendet werden, sofern die notwendigen Voraussetzungen erfüllt sind. Starkes Übergewicht, Thrombosegefahr, Knochendeformitäten, Voroperationen oder Vorerkrankungen, die das Operationsrisiko erhöhen, können Gründe dafür sein, die herkömmliche Operationsmethode vorzuziehen. Vorteile des minimal invasiven Zugangs sind Schonung der umliegenden Muskeln und daher geringere Blutungen, weniger Schmerzen. Damit ergeben sich verbesserte Chancen auf zügigere Heilung und schnellere Rehabilitation.
Was ist eine Hüft-Totalendoprothese (HTEP)?
Eine Hüft-Totalendoprothese ist der Ersatz des erkrankten Hüftgelenkes durch ein künstliches Implantat. Der Ersatz geschädigter Gelenke ist einer der größten orthopädischen Fortschritte des 20. Jahrhunderts. Dank ständigen technologischen Fortschritts und Einbringung neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse hat er sich heute zu einem nahezu perfekten Verfahren weiterentwickelt.
Arthrose zählt zu den großen Volkskrankheiten: In Deutschland werden pro Jahr ca. 180.000 künstliche Hüftgelenke implantiert, so dass man hier von einem Routineeingriff sprechen kann. (In Europa werden jährlich bereits 550.000 Hüft-Totalendoprothesen implantiert).
Die medizinische Forschung und Entwicklung hat auf diesem Gebiet Großartiges geleistet. In den vergangenen 40 Jahren wurden spezielle Werkstoffe und Designs für anatomische und körperfreundliche Gelenkimplantate erforscht, die möglichst lange Standzeiten haben, d.h. lange im menschlichen Körper bleiben.
Grundsätzliches zur Operation
Beim operativen Eingriff wird das erkrankte Hüftgelenk durch ein Kunstgelenk ersetzt. Die Operation kann in Voll- oder Teilnarkose erfolgen. Die Teilnarkose hat den Vorteil einer geringeren Beeinflussung des Allgemeinzustandes. Viele Patienten werden heute in Teilnarkose operiert. Patienten erhalten dabei zusätzlich ein Beruhigungsmittel und können die Operation mit verfolgen und dabei über Kopfhörer Musik hören, ohne Schmerzen zu verspüren. Welche Methode sich im jeweiligen Fall empfiehlt, besprechen Patienten vorab mit ihrem Anästhesiearzt. Der gesamte Eingriff dauert in der Regel ein bis zwei Stunden. Nicht unerwähnt bleiben sollten die Risiken. Zum Beispiel Blutergüsse, Infektionen, Allergien, Blutungsgefahr und Thrombosen. Doch meist sprechen die Vorteile für einen Eingriff – auch bei älteren Patienten. Der Arzt wird Patienten immer zu deren persönlichem Fall beraten. Von jedem Prothesentyp existiert eine Vielzahl von Modellen in unterschiedlichen Größen. Die Wahl der Endoprothese richtet sich nach der Knochenbeschaffenheit, dem Körpergewicht und den körperlichen Aktivitäten des Patienten.
Operationstechniken
Herkömmliche Operation
Schritt 1:
Über einen Schnitt an der Außenseite des Oberschenkels wird das Hüftgelenk erreicht. Der freigelegte Oberschenkelhals wird durchtrennt und der erkrankte Hüftkopf entfernt.
Schritt 2:
Im zweiten Schritt ersetzt der Operateur die natürliche Hüftpfanne im Becken durch eine Prothesenpfanne.
Schritt 3:
Danach wird der Markraum des Oberschenkelknochens vorbereitet, um den Prothesenschaft mit oder ohne Knochenzement exakt zu fixieren.
Schritt 4:
Auf den Prothesenschaft wird ein Kugelkopf gesetzt. Er stellt die bewegliche Verbindung zwischen dem Schaft und der künstlichen Hüftpfanne dar.
Schritt 5:
Nach dem Einsetzen von Prothesenschaft mit Kugelkopf in die Hüftpfanne wird das künstliche Gelenk auf seine optimale Beweglichkeit geprüft.
Schritt 6:
Anschließend wird die Wunde verschlossen. Am Ende der Operation wird ein Kompressionsverband angelegt und ein erstes Röntgenbild erstellt. In die Wunde eingelegte Drainageschläuche verhindern Blutergüsse, da nachsickerndes Blut abfließen kann.
Minimalinvasive Verfahren
Neben der herkömmlichen Operationsmethode gibt es so genannte minimalinvasive Verfahren. Dabei handelt es sich um gewebeschonende operative Methoden, bei denen der Hüftgelenkersatz mit einem oder zwei kleinen Hautschnitten implantiert wird. Das Besondere am minimalinvasiven Vorgehen ist die Schonung der Weichteile, d.h. der Muskeln, Sehnen und des Gewebes. Im Gegensatz zu herkömmlichen Operationsmethoden wird das Gewebe lediglich stumpf gedehnt oder gespreizt. Auf die Durchtrennung oder das Ablösen des Muskelgewebes kann verzichtet werden. Die Schonung der umliegenden Muskeln, Sehnen und muskelversorgenden Nerven während der Operation bedeutet für den Patienten normalerweise: kleinere Hautschnitte und kleinere Narben, weniger Blutverlust und Schmerzen, geringerer Schmerzmittelverbrauch und weniger Bewegungseinschränkungen, schnellere Mobilisierung, Belastbarkeit und Rehabilitation.
Hüftprothesenwechsel
Die Standzeit der Hüftendoprothesen ist begrenzt. Bei dem Lockerungsprozess kommt es zu einer zunehmenden Schwächung des Knochens, so dass der Wechsel bei einer gesicherten Prothesenlockerung nicht lange hinausgeschoben werden sollte. Es können isoliert die Pfannen- oder die Schaftkomponente gelockert sein, oder beides. Vorher muss durch gezielte Diagnostik ausgeschlossen werden, dass es sich um eine bakteriell bedingte Prothesenlockerung handelt. Die Therapie besteht in der sicheren Fixation eines neuen Implantates. Durch die Schwächung des Knochens ist die zementierte Fixation der zementlosen deutlich unterlegen. Daher verwenden wir als Referenzzentrum für Wechselendoprothetik modulare, zementlose Implantate. Die Modularität dieser Revisionsimplantate ermöglicht die individuelle Anpassung der Prothesenfixation und des Implantates auf die jeweilige spezielle Knochen- und Weichteilsituation. Der stationäre Aufenthalt beträgt ca. 5-7 Tage.
Vor der Operation
Der Erfolg einer Operation und der Heilungsprozess hängen wesentlich von der Mitarbeit der Patienten ab. Durch eine richtige Vorbereitung und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen können eventuelle Risiken entscheidend verringert werden. Dazu gehört z. B. die Verbesserung des Allgemeinzustandes, wie der Verzicht auf Tabak und Zigaretten und/oder das Reduzieren von Übergewicht. Für eine schnelle Rehabilitation ist es überdies sehr hilfreich, wenn sich die Patienten bereits vor der Operation mit den krankengymnastischen Übungen und dem Umgang mit Gehstützen vertraut machen. Falls regelmäßig ein Aspirin-Präparat eingenommen wird, sollte dieses in Absprache mit dem Hausarzt rechtzeitig vor dem Eingriff abgesetzt werden, um ein erhöhtes Blutungsrisiko zu vermeiden. Wer jünger als 75 Jahre und körperlich gesund ist, kann vor einer Hüftoperation eigenes Blut spenden, das im Falle eines zu hohen Blutverlustes wieder zugeführt werden kann.
Was nehme ich mit in die Klinik?
Neben persönlichen Sachen empfehlen wir Folgendes mitzunehmen:
Bademantel; Jogginganzug mit weitem Fußeinstieg; feste, haltgebende Schuhe mit rutschfesten Gummisohlen (falls Turnschuhe, am besten mit Klettverschluss); Badekleidung; langer Schuhlöffel; sonstige Hilfsmittel
Eigenblutspende
Da bei Implantationen von Hüft-Endoprothesen trotz gewebeschonender Operationsverfahren ein relevanter Blutverlust nicht sicher auszuschließen ist, bieten wir unseren Patienten in Zusammenarbeit mit der hauseigenen Klinik für Anästhesiologie die Eigenblutspende an. So lässt sich in Verbindung mit der Verwendung von cell-saver (intraoperative Rückgabe des abgesaugten Bluts) und Autoretransfusionsverfahren (Rückgabe von Drainageblut) meist die Gabe von Fremdblut völlig vermeiden.
Praktische Ratschläge
In den ersten sechs bis acht Wochen nach der Operation ist das neue Gelenk noch relativ ungeschützt, bis die Muskulatur wieder gestärkt und aufgebaut ist. Sie gibt dem Gelenk die notwendige Stabilität und schützt es gegen falsche Bewegungen. Wir geben Tipps, wie dem neuen Gelenk bei den täglichen Aktivitäten durch richtiges Verhalten der anfängliche nötige Schutz geboten wird.
Medikamente/ Kompressionsstrümpfe
Um das Risiko einer Thrombose (Blutgerinnsel, das die Venen im Bein verstopft) oder einer Lungenembolie (in die Lungen gelangtes Blutgerinnsel) zu verringern, erhalten Sie vor und nach der Operation Medikamente und tragen je nach Absprache mit Ihrem behandelnden Arzt bis etwa einen Monat nach der Operation Kompressionsstrümpfe. Diese können Sie morgens beim Baden oder Duschen und abends kurz ausziehen, aber nicht länger als 30 Minuten. Die Strümpfe sollten beim Tragen keine Falten schlagen. Besonders wichtig ist das Tragen der Kompressionsstrümpfe in der Nacht.
Duschen/ Sex
Sobald Ihre Narbe völlig trocken ist, dürfen Sie duschen gehen. Beim Abtrocknen bitte nicht trocken reiben, sondern sanft abtupfen. Sollten sich jedoch leichte Bläschen oder kleine Wundbereiche um die Narbe bilden, befragen Sie bitte noch einmal Ihren Arzt. Zirka 6–12 Wochen nach der Operation mit anfänglich eingeschränktem Bewegungsmuster und Rücksprache mit Ihrem Arzt ist Sex erlaubt. Dabei sollte eine übersteigerte Hüftbeugung von mehr als 90 ° vermieden werden. Die Seitenlage auf dem nicht operierten Hüftgelenk ist eine für beide Geschlechter gleichermaßen empfehlenswerte Körperhaltung. Beim operierten Mann zusätzlich die Rückenlage. Nach und nach wird für Frau und Mann wieder eine schrittweise Normalisierung der Sexualpraktiken möglich. Dennoch sollten Sie auch zukünftig auf »akrobatische Positionen« verzichten, um Ihr neues Gelenk nicht zu sehr zu belasten.
Gesunde Ernährung
Es gibt keine besonderen Einschränkungen bezüglich der Ernährung. Bevorzugen Sie abwechslungsreiche Kost mit viel Obst und Gemüse und trinken Sie täglich sechs bis acht Gläser Wasser. Dies hilft die Verdauung zu fördern.
Gehen mit Gehstützen
Beim Stehen sollten Sie beide Stützen geringfügig vor und seitlich zu den Füßen stellen. Die Hüfte dabei möglichst gerade halten. Ziel sollte es sein, mit leicht gebeugten Ellenbogen gerade stehen zu können. Stützen Sie sich beim Gehen fest auf die Handgriffe Ihrer Gehhilfen. Achten Sie darauf, das Gewicht mit den Händen und nicht mit den Unterarmen zu tragen. Belasten Sie die operierte Hüfte beim Gehen so, wie Sie es in der Klinik gelernt haben. Versuchen Sie das Treppensteigen beim ersten Mal nicht allein. Setzen Sie zuerst das gesunde Bein auf die erste Treppenstufe. Drücken Sie sich mit dem gesunden Bein und mit Ihren Händen ab, um das operierte Bein auf dieselbe Stufe zu heben. Wiederholen Sie diesen Vorgang, bis Sie auf dem oberen Treppenabsatz angekommen sind. Das Gleiche gilt, wenn die Treppe ein Geländer hat. Setzen Sie beide Stöcke auf die erste Stufe und stellen zuerst das operierte Bein auf diese Stufe. Verlagern Sie dabei so viel Gewicht wie möglich auf die Gehstützen. Stellen Sie anschließend das gesunde Bein hinunter auf diese Stufe. Wenn Ihr gesundes Bein kräftig genug ist, können Sie aber auch beide Stöcke gleichzeitig mit dem operierten Bein auf die nächste Stufe stellen und das gesunde Bein nachstellen.
Richtig sitzen
Vermeiden Sie in der Anfangsphase das Sitzen in tiefen Sesseln (Luxationsgefahr). Ideal sitzen Sie auf hohen, stabilen Stühlen mit Armlehnen. Mit einem Kissen können Sie die Sitzhöhe erhöhen. Zum Hinsetzen gehen Sie rückwärts zum Stuhl, bis Sie leicht die Stuhlkante spüren. Nehmen Sie dann beide Stöcke Ihrer Gehhilfen auf die Seite des gesunden Beines. Stützen Sie sich beim Setzen auf den Lehnen ab und strecken das operierte Bein leicht nach vorn. Sitzen Sie aufrecht, die Beine sind im »stumpfen Winkel« zum Körper (Hüften leicht höher als Knie). Zum Aufstehen rutschen Sie nach vorn und stehen mit Hilfe der Armlehnen zuerst mit dem gesunden Bein auf. Das operierte Bein ist wieder leicht vorgestreckt.
Zur Toilette gehen
In der Übergangszeit ist ein erhöhter Toilettensitz empfehlenswert. Sie greifen mit beiden Stützen auf der gesunden Seite entweder zu den Armlehnen eines vorhandenen Toilettenstuhles oder zum Haltegriff neben der Toilette. Dann langsam niedersetzen und dabei das operierte Bein leicht vorstrecken. Aufstehen, wie beim Stuhl, durch Abstützen auf den Armlehnen oder dem Haltegriff. Das operierte Bein ist leicht vorn.
Ins Auto einsteigen
Fahren Sie selbst erst wieder Auto, wenn Ihr Arzt es Ihnen erlaubt hat und Sie keine Gehstützen mehr benötigen. Steigen Sie möglichst auf der Seite ein, wo Sie am meisten Beinfreiheit haben (in der Regel auf der Beifahrerseite. Setzen Sie sich rückwärts auf den Autositz. Heben Sie langsam und in kleinen Schritten Ihre Beine ins Auto, am besten mit Unterstützung Ihrer Hände unter dem Oberschenkel. Achten Sie darauf, dass die Bewegungen gleichmäßig mit dem Becken und den Beinen erfolgen. Der Körper sollte möglichst gerade bleiben.
Im Bad
In der Dusche helfen Ihnen eine rutschfeste Unterlage und ein Haltegriff an der Wand, das Gleichgewicht zu halten. Vergewissern Sie sich vor dem Duschen, dass das Wasser richtig temperiert ist. Stellen Sie zuerst das gesunde Bein in die Duschkabine. Die Gehhilfen sind außerhalb, aber in bequemer Reichweite. Nehmen Sie am besten einen Schwamm mit langem Handgriff, damit Sie sich nicht vornüber beugen müssen. Treten Sie beim Verlassen der Duschkabine zuerst mit dem operierten Bein hinaus. Gehen Sie mit Hilfe Ihrer Gehhilfen zur Breitseite der Badewanne. Vergewissern Sie sich, dass Ihr Wasser gut temperiert ist. Zum Einsteigen auf den Rand setzen oder auf einen Stuhl, der höher sein sollte und direkt neben der Wanne steht. Heben Sie erst das operierte und dann das gesunde Bein über den Wannenrand und setzen Sie sich möglichst so, dass Sie gegenüber dem Wasserhahn sitzen. Sie können das Bein mit Hilfe Ihrer Hände unter dem Oberschenkel in die Wanne heben. Zum Verlassen der Wanne die Beine wieder vorsichtig über den Wannenrand heben.
Das Schlafen
Setzen Sie sich nahe dem Kopfende rückwärts auf das Bett. Rutschen Sie mit dem Gesäß leicht nach hinten und heben zuerst Ihr operiertes Bein auf das Bett. Sie können unterstützend einen Beinheber verwenden oder einfach den gesunden Fuß unter dem operierten Bein kreuzen und so das Gewicht tragen. Anschließend folgt das gesunde Bein, danach können Sie sich auf den Rücken legen. Die Bewegungen sollten gleichmäßig mit Becken und Beinen erfolgen. Die Beine bleiben leicht gespreizt. Aufstehen zuerst mit dem gesunden Bein. Dann heben Sie das operierte Bein aus dem Bett, strecken es leicht nach vorn und suchen das Gleichgewicht, bevor Sie sich auf beide Füße stellen. Das Bett sollte fest stehen und etwa 70 cm hoch sein. Wenn es zu niedrig ist, können Sie eine zweite Matratze einlegen. Empfehlenswert ist das Schlafen auf dem Rücken. Wenn Sie gern auf der Seite liegen, sollten Sie sich ein Kissen zwischen die Knie legen, damit sich Ihre Beine während des Schlafens nicht überkreuzen können und die Hüfte einseitig dreht. Das Schlafen in einer Lagerungsschiene verhindert in der ersten Zeit ein Außen- und Innendrehen des operierten Beines.
Das Anziehen
Bevorzugen Sie bequeme Kleidung. Das Anziehen kann anfänglich unter Fremdhilfe erfolgen oder durch den Einsatz von Hilfsmitteln. Hierzu fassen Sie mit dem Haken Ihres Anziehstocks den Bund Ihrer Kleidung und ziehen sie zuerst über das operierte Bein bis über das Knie. Dann stellen Sie sich mit Hilfe einer Gehhilfe auf Ihr gesundes Bein und ziehen das Kleidungsstück ganz nach oben. Beim Ausziehen schlüpfen Sie zuerst mit dem gesunden Bein aus der Kleidung. Ziehen Sie Ihre Socken zuerst auf einen Strumpfanzieher. Ferse und Zehenteil von der Socke sollten vorn eng anliegen. Sie halten die Bänder seitlich fest, schlüpfen in die Socke und ziehen sie mit dem Strumpfanzieher hoch. Auf der nicht operierten Seite können Sie die Socke unter Anheben des Fußes anziehen, nicht hinunter bücken. Zum Ausziehen haken Sie mit dem Strumpfanzieher hinten an der Ferse ein und ziehen die Socke vom Fuß. Tragen Sie flache, feste Schuhe mit einfachem Einstieg ohne Schnürsenkel (Slipper), sodass Sie sich beim Anziehen nicht vornüber beugen müssen. Verwenden Sie zum An- und Ausziehen einen Anziehstock oder einen Schuhlöffel mit extra langem Griff.
Im Haushalt
Vorteilhaft ist eine Schürze mit mehreren Taschen. Heiße Flüssigkeiten am besten in Behältern mit Deckel transportieren. Schieben Sie Gegenstände auf der Theke entlang, anstatt sie zu tragen. Machen Sie beim Gehen grundsätzlich kleine Schritte, anstatt Ihren Körper zu drehen. Verwenden Sie eine Greifzange zum Aufheben von Gegenständen. Das operierte Bein beim Hantieren am Backofen nicht beugen, sondern mit gestrecktem Knie nach vorn halten. Wenn Sie auf einem Stuhl sitzen, stellen Sie ihn so, dass die operierte Beinseite zum Ofen zeigt. Benutzen Sie zum Tisch decken und Geschirr transportieren einen Servierwagen (ca. 80 cm hoch), um unnötige Wege zu vermeiden.
Sonstiges
Beginnen Sie frühzeitig mit regelmäßigen Spaziergängen auf gut ausgebauten Wegen. Zu Beginn genügt ein kurzer Spaziergang von 5 bis 10 Minuten. Steigern Sie allmählich Ihre Gehstrecke. Vermeiden Sie unebene, rutschige Wege und tragen Sie immer festes Schuhwerk. Sie sollten erst wieder Auto fahren, wenn Ihr Arzt es Ihnen erlaubt. Sie müssen beide Beine zur Bedienung der Pedale gut unter Kontrolle haben und keine Gehhilfen mehr benötigen. Diese Vorschrift ist zu Ihrem eigenen und zum Schutz Ihrer Mitmenschen gedacht. Fahren Sie auch kein Auto, wenn Sie Schmerzmittel eingenommen haben. Regelmäßige Nachuntersuchungen sind erforderlich. Nachsorgetermine tragen Sie am besten gleich in Ihren Endoprothesenpass ein, den Sie in der Klinik erhalten.
Knie
Grundsätzliches zur Operation
Beim operativen Eingriff wird das erkrankte Kniegelenk durch ein Kunstgelenk ersetzt. Die Operation kann in Voll- oder Teilnarkose erfolgen. Die Teilnarkose hat den Vorteil einer geringeren Beeinflussung des Allgemeinzustandes. Viele Patienten werden heute in Teilnarkose operiert. Sie erhalten dabei zusätzlich ein Beruhigungsmittel und können die Operation mit verfolgen und dabei über Kopfhörer Musik hören, ohne Schmerzen zu verspüren. Welche Methode sich im jeweiligen Fall empfiehlt, bespricht der Anästhesiearzt mit den Patienten. Der gesamte Eingriff dauert in der Regel eineinhalb bis zwei Stunden. Nicht unerwähnt bleiben sollten die Risiken. Zum Beispiel Blutergüsse, Infektionen, Allergien, Blutungsgefahr und Thrombosen. Doch meist sprechen die Vorteile für einen Eingriff – auch bei älteren Patienten.
Vor der Operation
Durch eine richtige Vorbereitung und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen können Sie eventuelle Risiken entscheidend verringern. Dazu gehört z. B. die Verbesserung Ihres Allgemeinzustandes: Verzichten Sie auf Tabak und Zigaretten und reduzieren Sie eventuelles Übergewicht. Über die Möglichkeit einer Eigenblutspende sprechen Sie rechtzeitig mit Ihrem Arzt.
Für eine schnelle Rehabilitation ist es überdies sehr hilfreich, wenn Sie sich bereits vor der Operation mit den krankengymnastischen Übungen und dem Umgang mit Gehstützen vertraut machen. Wenn Sie regelmäßig ein Aspirin-Präparat einnehmen, sollten Sie dieses in Absprache mit Ihrem Hausarzt rechtzeitig vor dem Eingriff absetzen, um ein erhöhtes Blutungsrisiko zu vermeiden.
Eigenblutspende
Da bei Implantation von Endoprothesen trotz gewebeschonender Operationsverfahren ein relevanter Blutverlust nicht sicher auszuschließen ist, bieten wir unseren Patienten in Zusammenarbeit mit der Anästhesiologie die Eigenblutspende an. So lässt sich bei der intraoperative Rückgabe des abgesaugten Bluts und Autoretransfusionsverfahren (Rückgabe von Drainageblut) meist die Gabe von Fremdblut völlig vermeiden.
Operationsschritte
Schritt 1:
Über einen Schnitt an der Vorderseite des Knies wird das erkrankte Gelenk erreicht. Der Operateur entfernt die zerstörten Knorpelflächen des Oberschenkelknochens mit speziellen Instrumenten.
Schritt 2:
Mittels Spezialschablonen wird der Knochen präzise vorbereitet. Vor der Implantation des Originalimplantates wird eine Probeprothese eingesetzt. Hierdurch kontrolliert der Operateur den korrekten Sitz, Größe, Stabilität und den Bewegungsspielraum.
Schritt 3:
Die Vorbereitung des Schienbeinkopfes geschieht auf die gleiche Weise.
Schritt 4:
Nach vorherigem Probesitz wird die metallische Schienbein-Komponente eingesetzt. Hierauf wird ein Polyethylen-Einsatz befestigt, der als Gleitfläche zwischen Ober- und Unterschenkel dient.
Schritt 5:
Je nach Schweregrad der Arthrose muss auch die Rückfläche der Kniescheibe ersetzt werden.
Schritt 6:
Der komplette Gelenkersatz wird nochmals auf seine optimale Beweglichkeit geprüft. Dann wird die Wunde verschlossen und ein Kompressionsverband angelegt. In die Wunde eingelegte Drainageschläuche verhindern Blutergüsse, da nachsickerndes Blut abfließen kann.
Nachbehandlung
Der stationäre Aufenthalt in der Klinik beträgt 3-5 Tage. Bei einem Wechsel der Knieprothese 5-7 Tage. Darauf folgen entsprechende Rehabilitationsmaßnahmen, die ambulant oder in einer Reha-Klinik durchgeführt werden. Ein speziell geschultes Pflegeteam betreut die Patienten nach der Operation im Aufwachraum und sorgt für ihre sichere Überwachung. Ein leichter Wundschmerz im Kniebereich ist möglich. Je nach Bedarf werden notwendige Infusionen und Medikamente verabreicht. Nachdem sich der Allgemeinzustand stabilisiert hat, werden die Patienten in ihre Krankenzimmer verlegt.
Reha auf Station
Bereits am Tag nach der Operation oder am nächsten Tag wird mit ersten Bewegungsübungen begonnen. Diese Frühmobilisation senkt das Risiko von Komplikationen ebenso wie regelmäßige Gymnastik, Kompressionsstrümpfe und Blutverdünnungspräparate. Als Erstes lernen die Patienten vom Bett aufzustehen und sich wieder richtig zu setzen. Selbst alltägliche Bewegungsabläufe, wie das richtige Ein- und Aussteigen aus dem Auto oder das richtige Hinauf- und Hinabsteigen von Treppen, müssen wieder erlernt werden. Durch intensive Krankengymnastik werden Gehfähigkeit und der Muskelaufbau gefördert. Ziel ist es, Oberschenkel- und Beckenmuskeln so zu trainieren, dass die Patienten voll von ihrer wiedergewonnenen Beweglichkeit profitieren können. Die zwischen Arzt und Physiotherapeut abgestimmten Rehabilitationsmaßnahmen haben große Bedeutung für den Erfolg der Operation und die schnelle Genesung. Mit der aktiven Mitarbeit helfen Patienten, das Ziel schnell zu erreichen.
Reha zu Hause
Es ist wichtig, dass die Übungen auch zu Hause täglich wiederholt werden. Dann kann das Leben nach wenigen Monaten wieder voll genossen werden – ob privat oder im Beruf. Allen Hobbys darf wieder nachgegangen werden. Erlaubt sind alle gelenkschonenden Sportarten wie Schwimmen, Radfahren, Spazierengehen, Skilanglauf oder Gymnastik. Jedoch sollten die Gelenke nicht überstrapaziert werden und auf schweres Heben und extreme sportliche Belastungen wie Squash, Tennis oder alpinen Skilauf sollte verzichtet werden. Die jeweiligen Aktivitäten bestimmen die Belastungen, denen ein künstliches Gelenk ausgesetzt ist, und beeinflussen seine Lebensdauer.