Zentrum für Endoprothetik, Wechselendoprothetik und Rheumaorthopädie

Das Zentrum für Endoprothetik, Wechselendoprothetik und Rheumaorthopädie verfügt über 80 stationäre Betten und führt pro Jahr ca. 2.500 Operationen durch. Der Schwerpunkt des Zentrum liegt in der Endoprothetik, wobei ca. 800 Hüftgelenkendoprothesen, 870 Knieendoprothesen, 60 Schulterendoprothesen und 20 Sprunggelenkprothesen pro Jahr implantiert werden.

Die Implantation der Kunstgelenke erfolgt in modernen minimal-invasiven, gewebeschonenden Operationstechniken, bei denen kleine Zugänge gewählt werden und die Weichteile bestmöglichst geschont werden. Hier hat sich das Zentrum als internationales Referenzzentrum etabliert.

Vor allem hat das Zentrum für die schwierige Endoprothetik und Wechselendoprothetik einen internationalen Ruf erlangt. Es werden mit über 500 Wechseloperationen im Jahr auf diesem Gebiet die meisten Operationen pro Jahr in Baden-Württemberg an Hüft- und Kniegelenk durchgeführt. Auch in der Behandlung von infizierten Prothesen stellt die Abteilung eines der Zentren mit den meisten Erfahrungen in ganz Deutschland dar, wobei die Patienten hier nahezu aus dem ganzen Bundesgebiet kommen.

Leistungsspektrum

Schulter

Die Schulterprothetik hat in den letzten Jahren einen großen Fortschritt gemacht. Durch verschiedene konstruktive Neuerungen ist es gelungen, eine individuelle Anatomie für jeden Patienten nachahmen zu lassen. Dies führt zu deutlich besseren funktionellen Ergebnissen als die Prothesen der ersten Generationen.

Schulterprothese

Ein von uns mitentwickeltes Konzept ist der knochensparende Oberflächenersatz, bei dem nur der zerstörte Knorpel mit einer Metallkappe ersetzt wird. Die modernen Stielendoprothesen lassen durch einen exzentrischen Kopfaufsatz die verschiedenen Ausrichtungen des Kopfes im Verhältnis zum Schaft gut nachahmen. Bei zusätzlich zur Arthrose bestehenden großen Defekten der Rotatorenmanschette hat sich die sogenannte Inverse Prothese etabliert.

Fallbeispiel: Oberflächenersatz 
Bei einer 54jährigen Patientin mit rheumatoider Arthritis bestehen seit 3 Jahren zunehmende Bewegungsschmerzen des rechten Schultergelenkes. Untersuchungen zeigen eine rheumatisch bedingte Arthrose des rechten Schultergelenkes. Der Patientin wurde eine Oberflächenersatzprothese implantiert. Nach 6wöchiger limitierter Bewegung kann die Bewegung freigegeben werden. 6 Monate nach der OP kann die Patientin die Schulter wieder frei und schmerzfrei bewegen.

Fallbeispiel: Inverse Prothese 
Bei einem 75jährigen Patienten bestehen seit 2 Jahren zunehmende rechtsseitig Schulterschmerzen. Die Bewegung hat deutlich abgenommen und der Patient kann den Arm nur noch 40 Grad aktiv anheben. Untersuchungen zeigen eine sekundäre Arthrose auf dem Boden einer Rotatorenmassenruptur mit Schulterkopfhochstand (Cuffarthropathie). Dem Patienten wurde eine Inverse Schulterprothese implantiert. Nach 6wöchiger limitierter Bewegung kann die Bewegung freigegeben werden. 3 Monate nach der OP kann der Patient die Schulter aktiv 110 Grad zur Seite und nach vorne anheben.

Humeruskopffraktur

Beim Bruch des Oberarmknochens hängt die Therapie zum einen von der Art des Bruches und zum anderen von der Qualität des Knochens und dessen Blutversorgung ab. Für letzteres spielt das Alter des Patienten eine maßgebliche Rolle. In der Regel kann eine Rekonstruktion des Oberarmkopfes mit Hilfe einer modernen winkelstabilen Platte durchgeführt werden. In komplizierteren Fällen kann eine so genannte Frakturprothese zum Einsatz kommen. Ist in seltenen Fällen gleichzeitig ein großer, nicht zu rekonstruierender Defekt der Rotatorenmanschette vorhanden, kommt direkt eine Inverse Schulterprothese zur Anwendung (siehe dort).

Fallbeispiel 
Ein 58jähriger Patient stürzt vom Fahrrad auf die linke Schulter. Die bildgebende Diagnostik zeigt eine wenig verschobene 3-Fragment-Humeruskopffraktur. Der Patient wird umgehend operiert, wobei die Bruchfragmente wieder eingerichtet und mit einer eingebrachten winkelstabilen Platte gehalten werden. Der Patient kann nach der OP zügig funktionell therapiert werden, wobei zunächst unter der Wegnahme der Schwerkraft die Schulter bewegt wird. Der Krankenhausaufenthalt beträgt 6 Tage, 6 Wochen nach der OP ist die Schulter wieder frei beweglich.

Hüfte

Wenn wir gehen, uns drehen oder beugen, ist ein Gelenk maßgeblich im Spiel: unser Hüftgelenk. Es stellt die gelenkige Verbindung des Rumpfes mit den Beinen dar und verbindet Becken- und Oberschenkelknochen. Seine optimale Form als Kugelgelenk garantiert uns große Bewegungsfreiheit.

Aufbau des Hüftgelenks

Das Gelenk besteht aus der Hüftpfanne im Beckenknochen und dem Hüftkopf des Oberschenkelknochens. Beide Teile sind mit einer knorpeligen Gleitschicht überzogen. Eine Gelenkkapsel dichtet die gelenkige Verbindung ab. Sie produziert eine Flüssigkeit, die einerseits den Knorpel ernährt und andererseits für eine reibungsfreie Bewegung sorgt. Gleich einem Stoßdämpfer sollen so die gewaltigen Kräfte abgefangen werden, die im Laufe eines Lebens auf das Gelenk einwirken. Bänder zwischen den Knochen geben dem Gelenk die notwendige Stabilität; durch Muskeln und Sehnen wird es bewegt.

Impingement

Bei dem Impingement-Syndrom handelt es sich um ein mechanisches Anschlagphänomen des Hüftkopfes am Pfannenrand. Dies führt zu Beschwerden und letztendlich zum Verschleiß des Gelenkes. Die Ursache liegt entweder in einer anatomischen Formstörung des Kopfhalsüberganges des Oberschenkelknochens (CAM) und/oder der Pfanne (Pincer). Die Therapie besteht in der operativen Korrektur der anatomischen Formstörungen zur Vermeidung eines später auftretenden Gelenkverschleißes. Wir führen dies in einer minimalinvasiven Technik durch. Der stationäre Aufenthalt beträgt ca. 3 Tage.

Fallbeispiel:
Ein 34jähriger Patient hat seit mehreren Monaten bei sportlichen Aktivitäten und bei bestimmten Bewegungen in der Beugung Schmerzen im Bereich der rechten Leiste. Der vordere Impingementtest ist positiv. Die Röntgenbilder zeigen Zeichen des kombinierten Impingements und die Kernspintomographiebilder bestätigen die Labrumläsion (knorpelige Ausziehung des Pfannenrandes) sowie die Pfannenzysten. In einer minimalinvasiven offenen Technik wird das Schenkelhalstrimming zur Korrektur des CAM-Impingements durchgeführt und die Labrumchirurgie mit Zystenanbohrung durchgeführt. Der Patient kann sofort nach der OP mobilisiert werden mit einer Teilbelastung des operierten Beines für 6 Wochen. Er ist nach wenigen Tagen beschwerdefrei.

Hüftdysplasie

Die Dysplasie bezeichnet die Minderüberdachung des Hüftkopfes durch eine anatomisch bedingte schwach ausgebildete Pfanne. Bei einer angeborenen Hüftdysplasie kommt es regelmäßig zu einer Ausrenkung des Hüftgelenkes. Die mechanische Instabilität führt zu gestörter Verknöcherung (Dysplasie) und mangelnder Entwicklung des Pfannendaches. Die Pfanne ist kaum ausgebildet, d. h. sie ist flach und steht meist in einem steilen Winkel, was wiederum Ausrenkungen begünstigt. Es entsteht eine biomechanisch erhöhte Punktbelastung im Bereich der Pfanneneckfläche. Hierdurch kommt es bei ausbleibender Behandlung zu einem frühzeitigen Gelenkverschleiß. Ohne Behandlung sind die meisten Patienten um das 40. Lebensjahr prothesenpflichtig.

Umstellungsoperation
Die Therapie besteht in einer Verbesserung der Hüftkopfüberdachung durch eine Umstellungsoperation der Pfanne. Hierbei wird die Pfanne an allen drei Kontaktflächen mit dem Becken durchtrennt, in ihrer Ausrichtung korrigiert und mit den Beckenknochen wieder durch Schrauben verbunden. Manchmal muss zusätzlich die Winkelausrichtung des Hüftkopfes durch eine Umstellung des Oberschenkelknochens korrigiert werden.

Fallbeispiel – Hüftdysplasie
Bei einer 22jährigen Patientin besteht seit mehreren Monaten Schmerzen im Bereich der rechten Leiste bei körperlicher Belastung. Die Röntgenaufnahmen zeigen eine Hüftdysplasie. In der Operation wird in der so genannten Tripleosteotomie die Pfanne an allen drei Pfeilern des Beckenknochens durchtrennt, in ihrer Ausrichtung korrigiert und anschließend wieder mit Schrauben am Beckenknochen befestigt. Der Patient kann sofort postoperativ mobilisiert werden. Innerhalb von 12 Wochen wir die Belastung des operierten Beines schrittweise gesteigert. Der stationäre Aufenthalt beträgt ca. 7 - 10 Tage.

 

Oberschenkelbruch

Durch einen schweren Sturz oder Schlag auf die Hüfte kann der Oberschenkelknochen (Femur) brechen. Dies geschieht normalerweise im Bereich des Schenkelhalses; betroffen sind meist ältere Personen.
Ein Oberschenkelhalsbruch muss in jedem Fall klinisch versorgt werden -sehr häufig mit einem künstlichen Gelenkersatz.

Rheumatoide Arthritis

Unter „Rheuma“ versteht man nicht eine einzelne, sondern eine Vielzahl von Erkrankungen: Fast 450 verschiedene Krankheitsbilder, die alle mit chronischen, schmerzhaften und mit dauerhaften Mobilitätseinschränkungen des Bewegungsapparates zusammenhängen, sind unter diesem Begriff zusammengefasst. Die so genannte „rheumatoide Arthritis“ oder auch „chronische Polyarthritis“ ist die häufigste entzündliche Erkrankung der Gelenke. Man schätzt, dass in Deutschland rund 800.000 Menschen an dieser Erkrankung leiden. Die Ursache der Krankheit ist nicht geklärt. In Fachkreisen werden Störungen des Immunsystems („Autoimmunerkrankung“), Viren- oder Bakterieninfektionen oder auch eine erbliche Veranlagung als mögliche Ursachen diskutiert. Die rheumatoide Arthritis tritt schubweise auf. Typische Symptome sind starke Schmerzen, Schwellungen und eine Überwärmung der Gelenke. Die Beweglichkeit ist vor allem am Morgen stark eingeschränkt („Morgensteife“). Darüber hinaus kann die dauerhafte Entzündung der Gelenke zu bleibenden Schäden an Gelenkknorpel und –knochen führen. Die Gelenkstrukturen degenerieren und werden zerstört.

Hüft-Totalendoprothese

Eine Hüft-Totalendoprothese ist der Ersatz des erkrankten Hüftgelenkes durch ein künstliches Implantat. Die Endoprothese besteht aus der Hüftpfanne und dem Hüftschaft, auf den ein Kugelkopf aufgesetzt wird, der sich in der Pfanne bewegt. Die Gelenkkomponenten, das heißt die Gelenkflächen, die direkten Kontakt miteinander haben (Gleitpaarung), sind ein Keramikkopf, der gegen einen Pfanneneinsatz aus Polyethylen oder Keramik läuft, oder ein Metallkopf, der gegen einen Pfanneneinsatz aus Metall oder Polyethylen. Alle verwendeten Materialien sind speziell für medizinische Zwecke entwickelt. Sie zeichnen sich durch eine maximale Gewebeverträglichkeit aus und ermöglichen eine möglichst schmerzfreie und dauerhafte Funktion.

 Aufbau des Hüftgelenkersatzes
Ein künstliches Hüftgelenk setzt sich aus vier Komponenten zusammen.  Der Hüftschaft wird im Oberschenkelknochen verankert. Auf den Konus des Schaftes wird ein Kugelkopf aus verschleißfestem Metall oder Keramik gesetzt, der – wie der natürliche Hüftkopf – in der Hüftpfanne mit dem Pfanneneinsatz gleitet. Die Hüftpfanne wird im Becken verankert.

Woraus bestehen künstliche Hüftgelenke? 
Überall dort, wo natürliche Knochen mit künstlichen Gelenken zusammentreffen, spielen Material und Oberflächenbeschaffenheit eine zentrale Rolle, um eine schmerzfreie Gelenkbewegung zu ermöglichen und vom Körper dauerhaft toleriert zu werden. Im Allgemeinen werden drei Materialarten für orthopädische Zwecke verwendet: Metalle, Polymere und Keramik. Implantate sind im Körper hohen Belastungen ausgesetzt und müssen daher aus sehr widerstandsfähigem Material bestehen. Hüftschäfte oder Schienbeinkomponenten von Knieendoprothesen werden heiß geschmiedet, um die erforderliche Widerstandskraft des Materials zu erreichen. In der Vergangenheit wurden alle Metalle gegossen, während heute das Heißschmieden ein Standardprozess ist, der zu sehr guten Ergebnissen in metallurgischer und physikalischer Hinsicht führt.

Verankerungstechniken
Es gibt drei Möglichkeiten, die Endoprothese zu implantieren. Entscheidend für die Auswahl des „richtigen“ Verfahrens ist in jedem individuellen Krankheitsfall die Knochenqualität des Patienten. 

Zementierte Endoprothese 
Hüftschaft und -pfanne werden mit einem schnell härtenden Kunststoff, dem so genannten Knochenzement, im Becken und im Oberschenkelknochen befestigt. Ein zementiertes Gelenk ist sofort belastbar.

Zementfreie Endoprothese 
Der Hüftschaft wird in den Knochen eingepresst. Die Hüftpfanne wird eingepresst oder eingeschraubt. Durch das knochenfreundliche Material heilen diese Komponenten schnell in den Knochen ein und das Gelenk wird langfristig fixiert

Hybrid-Endoprothese (Mischform) 
In der sogenannten hybriden Implantationstechnik sind die Vorzüge beider Verfahren vereint. Die Pfanne wird zementfrei verankert, der Prothesenschaft hingegen im Oberschenkelknochen einzementiert. Ein durch Arthrose zerstörtes Hüftgelenk muss immer komplett ersetzt werden. Das heißt, durch eine künstliche Gelenkpfanne, die in das Becken eingepresst oder eingeschraubt wird, einem Hüftschaft, der in den Oberschenkelknochen (Femur) implantiert wird und einem Kugelkopf, der auf den Hüftschaft gesetzt wird und sich in der Pfanne bewegt.

Oberflächenersatz

Gelenkersatz ist nicht mehr ausschließlich ein Problem des höheren Lebensalters. Zunehmend wird die Implantation von künstlichen Gelenken bei Menschen vorgenommen, die jünger als 50 Jahre sind. Das Anspruchsdenken an Gesundheit und Unversehrtheit ist deutlich gewachsen: Jüngere Patienten sind nicht bereit, Einschränkungen ihrer Lebensqualität und Beweglichkeit hinzunehmen. Der Oberflächenersatz wurde speziell für junge und aktive Patienten entwickelt, um die Knochensubstanz weitestgehend zu erhalten und einen optimalen Bewegungsumfang bei gleichzeitiger Gelenkstabilität zu ermöglichen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Hüftschaft-Systemen wird beim Oberflächenersatz der Hüftkopf weitgehend erhalten: Eine „Kappe“ wird mittels Knochenzement auf dem Hüftkopf verankert. 

Innovatives Prothesendesign
Das innovative Prothesendesign des Oberflächenersatzes „Durom™ Hip Resurfacing“ wurde erst durch die Kombination mit einer verschleißresistenten Werkstoff-Technologie realisierbar. Dieser Werkstoff besteht aus einer besonders abriebarmen Kobaltchrom-Legierung. In 15 Jahren klinischer Anwendung konnten mit mehr als 200.000 Implantationen dieser Metall-Gleitpaarung umfangreiche Langzeiterfahrungen gewonnen werden.

Knie

Wenn wir gehen, uns strecken oder beugen, ist unser größtes Gelenk aktiv – das Kniegelenk. Es stellt die bewegliche Verbindung zwischen dem Oberschenkelknochen und dem Schienbein dar und ermöglicht in erster Linie die Streckung und Beugung.

Wie funktioniert das Kniegelenk?

Das Kniegelenk ist das größte und komplizierteste Gelenk unseres Körpers. Damit die Last gleichmäßig verteilt wird, besitzt das Knie zwei kleine, elastische halbmondförmige Faserknorpelscheiben, den Innen- und den Außenmeniskus. Sie passen sich jeder Bewegung an und dienen als eine Art Stoßdämpfer. Zum Schutz gegen ein Ausrenken wird das Knie von starken Bändern, den Kreuz- und Seitenbändern, gehalten. Das Kniegelenk muss, wie alle Gelenke, ausreichend bewegt werden, damit die Durchblutung und die Versorgung mit Nährstoffen gewährleistet ist. Nur dann kann das Knie die Belastungen, denen es täglich ausgesetzt ist, meistern. Darüber hinaus lässt es auch geringe Drehungen des Unterschenkels gegenüber dem Oberschenkel zu; dies allerdings nur, wenn das Knie gebeugt ist. Das Kniegelenk besteht aus der Oberschenkelrolle und dem Schienbeinkopf, die beide mit einer stärkeren Knorpelschicht überzogen sind. Im dazwischen liegenden Gelenkspalt befinden sich die Menisken (Zwischengelenkscheiben). Sie fangen die gewaltigen Kräfte, die im Laufe unseres Lebens auf das Gelenk einwirken, federnd ab. Das Gelenk selbst wird durch eine Kapsel nach außen abgedichtet. Sie produziert eine Flüssigkeit, die den Knorpel ernährt und die Kniescheibe geschmeidig gleiten lässt. Kreuzbänder zwischen den Knochen geben dem Gelenk die notwendige Stabilität; durch Muskeln und Sehnen wird es bewegt.

Chronischer Verschleiß am Kniegelenk

Arthrose, d.h. der krankhafte Verschleiß des Gelenkknorpels, ist die häufigste Ursache für Kniebeschwerden und nimmt bei den Gelenkschäden - auch im jüngeren Alter - eine immer größere Bedeutung ein. Wenn sich der Knorpel im Kniegelenk abnutzt, ist dies ein Prozess, den man nicht rückgängig machen kann. Der hyaline Knorpel, der am Gelenkkopf den Knochen schützt, ist bei Schädigung nicht in der Lage sich selbst zu heilen. Durch den zunehmenden Verschleiß des Knorpels kommt es zum direkten Kontakt von Knochen auf Knochen. Die Folgen der Arthrose am Knie („Gonarthrose“) sind starke Schmerzen bei Belastung. Die schmerzfreien Gehstrecken werden immer kürzer. Zuletzt entstehen auch im Ruhezustand starke Schmerzen. Gleichzeitig werden die Beweglichkeit und die Stabilität des Kniegelenks immer schlechter. Die Ursache ist häufig eine Fehlstellung der Beine. So belasten zum Beispiel X- oder O-Beine die Kniegelenke einseitig. Aber auch Unfälle oder die oben genannten Sportverletzungen sind Ursache für den Verschleiß.

Achskorrektur (supracondylär)

Unbehandelte Achsfehlstellungen führen zu einer frühzeitigen Arthrose des benachbarten Gelenkes. In unserer Abteilung werden die Knochen am Oberschenkel und am Hüftgelenk operativ umgestellt.  Bei der kniegelenknahen, so genannten suprakonylären Umstellungsosteotomie wird eine Achsfehlstellung (meist X-Bein) mittels Durchtrennung des Oberschenkelknochens und anschließender Stabilisierung mit einer Platte korrigiert. Hier verwenden wir moderne, winkelstabile Implantate. Hierdurch können die Patienten rasch mobilisiert und zügig wieder das operierte Bein voll belasten.

Grundsätzliches zur Therapie

Bei der Behandlung der Kniearthrose steht eine große Vielfalt von konservativen und operativen Behandlungsmethoden zur Verfügung. Dabei ist es wichtig festzuhalten, dass nur der differenzierte Einsatz der Therapiemöglichkeiten passend zu den verschiedenen Stadien des Kniegelenkverschleißes zum Erfolg führen kann. Ziel aller therapeutischen Maßnahmen ist es, die Folgen des Verschleißes und des Substanzverlustes am Knorpel sowie die Reaktionen und Reizzustände der Gelenkkapsel, die das Gelenk schützend umgibt und mit Flüssigkeit ernährt, zu minimieren.

Konservative Therapie

Es gibt verschiedene Therapiemöglichkeiten, die die Knorpel- oder Knochenschäden nicht beseitigen, aber eine Operation hinauszögern können. Hier ein Überblick über die so genannten konservativen Behandlungsmethoden.

Durchblutungsfördernde Maßnahmen
Eine bessere Durchblutung des betroffenen Gelenkes kann durch Fangopackungen, heiße Wickel und ähnliche Anwendungen erzielt werden. Auch Kurzwellenbehandlung und Ultraschalltherapie können Linderung verschaffen, ebenso wie Unterwassertherapien.

Bewegung stärkt die Muskeln
Soweit die Schmerzen es zulassen, kann gezielte Krankengymnastik empfohlen werden, die der Kräftigung der Muskulatur und der Beweglichkeit dient. Besonders empfehlenswert sind Schwimmen und Bewegungen im warmen Wasser, da hier die schmerzhafte Gewichtsbelastung durch den Körperauftrieb entfällt.

Medikamente gegen Entzündung
Im Falle einer akuten Entzündung des Gelenkes ist der Einsatz von Medikamenten neben der Physiotherapie sinnvoll. Häufig werden so genannte Antirheumatika verschrieben. Diese Medikamente dürfen wegen eventueller Nebenwirkungen ausschließlich unter ärztlicher Kontrolle eingenommen werden. Wenn die Schmerzen und die Behinderung im Kniegelenk zunehmen und die konservativen Behandlungsmethoden ausgeschöpft sind, wird das Einsetzen eines künstlichen Kniegelenkes empfohlen.

Unikondyläre Schlittenprothese

Die unikondyläre Schlittenprothese ersetzt nur eine Gelenkfläche des Kniegelenkes zwischen dem Ober- und Unterschenkel und kommt bei den Patienten in Frage, die eine Arthrose nur dieser entsprechenden Gelenkfläche aufweisen und deren Bänder intakt sind.

Die Vorteile der unikondylären Prothese auf einen Blick

Die Vorteile sind ein kleinerer Eingriff, physiologischer Erhalt aller Bänder und damit der normalen Kinematik, schnelle Rehabilitation. Das von uns verwendete Modell (Oxford; 170 pro Jahr) besteht aus drei Teilen und hat den Vorteil, dass das Inlay mobil ist. Hierdurch kann die Prothese knochensparender eingesetzt werden und der Abrieb des Inlays ist deutlich geringer als bei Prothesenmodellen mit nichtmobilem Inlay. Unter anderem hierdurch sind die publizierten Standzeiten der von uns in minimalinvasiver Technik implantierten Prothese mit denen sogenannter Vollprothesen vergleichbar.

Fallbeispiel – unikondyläre Prothese

Bei einem 66jährigen Patienten bestehen seit 3 Jahren zunehmende Belastungsschmerzen am äußeren Kniegelenk. Die schmerzfreie Gehstrecke ist nur noch 300 Meter und es bestehen Ruheschmerzen. Die konservativen Therapiemaßnahmen sind erfolglos. Untersuchungen zeigen eine isolierte laterale Arthrose des Kniegelenkes bei stabilen Band- und korrekten Achsverhältnissen. In einer minimalinvasiven Technik wurde ein lateraler Oxford-Schlitten implantiert. Der Patient war nach der OP schnell schmerzfrei und verließ die Klinik nach 5 Tagen mit einer Beweglichkeit von 0-0-120 Grad (Streckung/Beugung).

Verankerungstechniken

Zementierte Endoprothese
Die Ober- und Unterschenkelhalsknochen werden mit Knochenzement, einem schnell härtenden Kunststoff, befestigt. Ein zementiertes Gelenk ist sofort belastbar.

Zementfreie Endoprothese
Alle Komponenten werden ohne Knochenzement implantiert. Der Knochen wächst an die Endoprothese an.

Hybrid-Endoprothese
In der sogenannten hybriden Implantationstechnik wird der Oberschenkelhalsknochen zementfrei und der Unterschenkelhalsknochen mit Zement im Knochen verankert.

Oberflächenersatz

Doppelschlitten/ Gelenkersatz: Der bikondyläre Kniegelenkersatz (Oberflächenersatz) ist für Patienten, deren Kniegelenk vielfältig geschädigt ist. Bei völlig zerstörten Knien lassen sich auch bei jüngeren und aktiven Patienten Oberflächen-Knieendoprothesen mit beweglichen Anteilen („Mobile Bearing“) zur Imitierung eines möglichst "physiologischen" Bewegungsablaufes implantieren.

Knieprothesenwechsel

Bei dem Knieprothesenwechsel gilt es eine neue Prothese wieder sicher in dem Knochen zu befestigen und ein stabiles, gut bewegliches Kniegelenk zu erhalten. Hierbei müssen individuell abhängig von der Knochen- und der Weichteilsituation meist modulare Revisionsprothesen mit unterschiedlichem Kopplungsgrad und unterschiedlichen Komponenten zur Knochenfixation bzw. zum Knochendefektaufbau gewählt bzw. kombiniert werden.

Fallbeispiel – Knieprothesenwechsel

Bei einer 64jährigen Patientin ist es bei einer auswärtigen Knie-Totalendoprothesen-Implantation zu einem verbleibenden O-Bein gekommen, das in einer im Oberschenkel bestehenden Fehlstellung begründet ist. Bei der präoperativen Diagnostik wird ein gleichzeitig bestehender periprothetischer Infekt festgestellt. In einer ersten Operation wird zunächst die alte Prothese entfernt und ein Antibiotika-freigebender Platzhalter eingesetzt. Weiterhin wird zur Behandlung der Infektion eine systemische Antibiose gegeben. Nach14 Tagen wird die Patientin an zwei Unterarmgehstützen mobilisiert nach Hause entlassen. Vier Wochen später wird eine neue achsgeführte Prothese implantiert und die Oberschenkelachse gleichzeitig durch eine Umstellung korrigiert. Aufgrund der früheren Infektion werden wieder sechs Wochen Antibiotika gegeben. Die Patientin kann rasch unter Vollbelastung mobilisiert werden und verlässt die Klinik wieder nach 14 Tagen.

Hinweis: Üblicherweise beträgt der Klinikaufenthalt bei einem Knieprothesenwechsel 5-7 Tage.