Angiologie

Behandlungsspektrum Angiologie

Die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) ist eine Erkrankung der Schlagadern, die in Folge von Fettleibigkeit,  Bluthochdruck und v. a. durch Nikotinkonsum entsteht. Durch meist kalkhaltige Ablagerungen an den Innenwänden der Blutgefäße, kommt es zu einer zunehmenden Enge der Adern bis hin zu einem Verschluss der Gefäße. Infolgedessen werden die Extremitäten nur noch vermindert mit sauerstoffhaltigem Blut versorgt, wodurch sich die typischen Beschwerdebilder (reduzierte, schmerzfreie Gehstrecke oder schlecht heilende Wunden an den Füßen und Unterschenkeln) erklären. 

Mithilfe einer Becken-Bein-Angiographie ist es möglich, diese Veränderungen zu lokalisieren und eine Therapie durchzuführen, um Amputationen zu vermeiden. Diese besteht zumeist in einer Aufdehnung des Gefäßes mit einem Ballonkatheter oder Erweiterung mit einer Gefäßstütze (Stent).

Rekanalisation von Halsgefäßen (Arteria Carotis)

Stenose der Hals-Schlagader

Stentimplantation

Carotis-Intervention

Etwa 30.000 Schlaganfälle pro Jahr sind auf eine Verengung der Halsschlagader zurückzuführen. Diese Schlagadern verlaufen an beiden Seiten des Halses nach oben in den Kopf und haben die Aufgabe das Gehirn mit Blut zu versorgen.

Früher wurde so eine Carotis-Stenose oft durch einen operativen Eingriff behoben. Mittlerweile kann eine Operation den meisten Patienten durch Carotis-Stenting erspart werden. Diese minimal-invasive Behandlung erfolgt unter örtlicher Betäubung. Über eine Punktion der Leistenarterie erfolgt der Zugang zum Gefäßsystem. Ein Katheter wird über die Hauptschlagader (Aorta) bis in die betroffene Halsschlagader vorgeführt. Die Stenose und die dahinterliegenden intrakraniellen Gefäße werden durch Kontrastmittelgabe und Röntgen dargestellt. Ein Protektionssystem wird platziert um zu verhindern, dass während der Intervention Thromben- oder Kalkpartikel aus der Verengung gelöst und abgeschwemmt werden. Diese können selbst Schlaganfälle auslösen. Die Verengung wird mit einem Ballon geweitet und eine Gefäßstütze (Stent) wird über der Stenose platziert, freigesetzt und anschließend mit einem Ballon komplett entfaltet. Nach Darstellung des Ergebnisses werden das Protektionssystem sowie der Katheter wieder entfernt. Die Leiste wird mit einem Verschlusssystem verschlossen und ein Druckverband angelegt.

Rekanalisation der Schulterarterie (Arteria subclavia)

Subclavia-PTA

Die häufigste Ursache für eine Verengung oder einen Verschluss der Schulter-Arterie ist die Arteriosklerose.
In den letzten Jahren haben die minimal-invasiven Verfahren die risikoreichere Gefäßoperation weitgehend abgelöst. Eine Stenose (Verengung) der Schulter-Arterie kann meist mit einer Ballondilatation (PTA) gut behandelt werden. Wenn das Ergebnis nach einer Ballondilatation nicht ausreichend ist, wird ein Stent (Gefässstütze)  implantiert.

Rekanalisation von Nieren- und viszeralen Gefäßen

Nierenarterienstenose und Rekanalisation

Die Nierenarterienstenose beschreibt eine ein- aber auch beidseitig auftretende Verengung der Nieren und versorgenden Arterie (A.renalis). Folge dieser Verengung kann u. a. Bluthochdruck (arterielle Hyperthonie) sein. Durch die Nierenarterien-PTA (Perkutane Transluminale Angioplastie) wird die verengte Arterie mittels Katheter und Ballonaufdehnung beseitigt. Meist wird auch ein Stent gesetzt.

Rekanalisation von Becken-, sowie Oberschenkel- und Unterschenkelgefäßen

Verschluss rechte Beinachse

Elektro-mechanische Entfernung thrombotischer Verschluss

 Aufdehnung mit Ballon

Erfolgreiches Endergebnis mit Stentimplantation

Beckenrekanalisationen (PTA)

Auch die Arterien der Beckengefäße können durch Kalkablagerungen verengt sein. 
Dem Patienten fallen meist starke, krampfartige Schmerzen im betroffenen Bein (das kann links oder rechts sein) auf, was ihn zum Teil sehr einschränken kann.

Mittels Katheter und Ballon erfolgt eine Aufdehnung der Beckenarterie mit anschließender Implantation eines Stents, der das Gefäß offen hält. Zur Nachbehandlung werden wie beim Herzkatheter blutverdünnende Medikamente gegeben.

Becken- oder Bein-Angiographie (BBA/ PTA)

Die Becken-oder Bein-Angiographie (BBA/ PTA) ist eine Röntgenuntersuchung, bei der Gefäße mithilfe von Kontrastmittel sichtbar gemacht werden. Mögliche Engstellen oder Verschlüsse dieser Gefäße (gilt auch bei Engstellen im Arm, was selten vorkommt) werden direkt sichtbar gemacht und gleich behandelt. 

Nach lokaler Betäubung wird eine so genannte Schleuse in die Leistenarterie eingeführt. Über diese können verschiedene Katheter in das Gefäß eingeführt und platziert werden. Nach der Gabe von Kontrastmittel wird der Fluss im Gefäß unter Röntgenkontrolle verfolgt. Eine vorhandene  Engstelle oder einen Gefäßverschluss werden dadurch sichtbar.

Mittels eines Ballonkatheters wird die Erweiterung oder Wiedereröffnung des Gefäßes direkt vorgenommen. Der Ballon befindet sich zusammengefaltet an der Spitze eines Katheters. Dieser wird über der verengten Stelle platziert (Ballonangioplastie). Unter hohem Druck wird der Ballon langsam entfaltet und die Engstelle dadurch gedehnt. Nach Ablassen des Druckes wird der Ballonkatheter entfernt und das Ergebnis beurteilt. In einigen Fällen erfolgt dann auch eine Stentimplantation (Gefäßstütze). Der Stent verbleibt dauerhaft im Gefäß um es offen zu halten.

Zusätzlich können Medikamenten beschichtete Materialien bzw. spezielle Katheter zur mechanischen Abtragung von Gefäßverengungen (die sogenannte Atherektomie) Verwendung finden.

Atherektomie

Der Atherektomiekatheter verfügt an einer Seite über ein kleines rotierendes Messer, welches das entsprechende Material „abhobelt“ und in einer entsprechenden Kammer an der Katheterspitze auffängt. Die Stelle, an der das rotierende Messer innerhalb des Katheters die Engstelle abträgt, ist genau gekennzeichnet. Sie wird unter Röntgenkontrolle so exakt ausgerichtet, dass ausschließlich an der gewünschten Stelle Material abgetragen wird und so kein Schaden am Gefäß selbst entsteht.

Mechanische Rotationsthrombektomie mit Rotarex

Verschluss eines Unterschenkelgefäßes

Rotarextherapie

Erfolgreiches Ergebnis der Rotarextherapie

Beim sogenannten Rotarex handelt es sich um ein Verfahren für die Behandlung von akuten und subakuten Verschlüssen der femoropoplitealen Arterien. Es bietet gegenüber der PTA den Vorteil, dass das thrombotische Material direkt aus dem Gefäßlumen entfernt wird. Mit dem Rotarex wird das thromboembolische Material zerkleinert und abgesaugt. Das Rotationsthrombektomiesystem besteht aus einem Katheter, der über einen Führungsdraht in den verschlossenen Gefäßabschnitt vorgeführt wird. Im Inneren des Katheters befindet sich eine Metallspirale, welche durch einen Elektromotor mit >600 Umdrehungen/ Sekunde angetrieben wird. Die hohe Rotationsgeschwindigkeit erzeugt ein Vakuum, wodurch das thrombotische Material abgesaugt wird. Danach wird meist mit einem Ballon das Gefäß noch erweitert.

Weiteres Behandlungsspektrum

Spezialisiertes Wundmanagement mit regelmäßiger Wundvisite durch gesondert ausgebildetes ärztliches und pflegerisches Personal unter Zuhilfenahme moderner Verbandstechniken - auch der Madentherapie.

Infusionstherapie mit gefäßerweiternden Medikamenten bei kritischen Durchblutungsstörungen (z. B. diabetischer "offener" Fuß) und bei Raynaud-Syndrom.

Systemische und lokale Lyse bei Gefäßverschlüssen.

Operative Versorgung verengter oder verschlossener Gefäße (Bypass, Thrombendarterioektomie) durch die Chirurgische Klinik.

Diagnostisches Spektrum

Dopplersonographie

Wohl die wichtigste Methode zur Diagnostik einer peripheren arteriellen Durchblutungsstörung stellt heutzutage die Dopplersonographie dar. 

Man unterscheidet dabei die Knöchelarterienmessung, die sich in der Durchführung an die übliche Blutdruckmessung anlehnt und die graphische Darstellung des Dopplersignals („Dopplerkurve“). Beide Untersuchungsvarianten können ohne großen apparativen Aufwand eine einfache Darstellung von Arterien, z. B. bei der Schaufensterkrankheit, ermöglichen.

Oszillographie

Mit dieser Methode ist eine Beurteilung der arteriellen Durchblutung vor allem im direkten Seitenvergleich möglich. Auch diese Untersuchung wird üblicherweise an verschiedenen „Ableitungspunkten“ vorgenommen, so dass auch mit ihr eine Höhenlokalisation von Verengungen der Beingefäße möglich ist. Über eine aufgeblasene Manschette wird die Summe der Pulsationen aller Arterien des untersuchten Extremitätenabschnittes (z. B. des Beines) unter abfallenden Druckbedingungen erfasst.

Lichtreflexionsrheographie

Das Messprinzip beruht auf der Erfassung und Auswertung von in die Haut eingestrahltem und reflektiertem Infrarotlicht. Erfasst werden kann mit dieser Methode das Ausmaß einer venösen Insuffizienz im Bereich der Beine („Krampfadern“).

Laufbandergometrie

Die Laufbandbelastung unter standardisierten Bedingungen dient zur Objektivierung einer vom Patienten angebenen Claudicatio intermittens („Schaufensterkrankheit“). Des Weiteren dient sie zur Kontrolle des Krankheitsverlaufes ebenso wie zur Überprüfung von Therapieergebnissen.

Kapillarfalzmikroskopie

Die Kapillarfalzmikroskopie mit Hilfe eines hochauflösenden speziellen Mikroskops erlaubt die Beurteilung der Blutgefäße (Kapillaren) an den Fingern und Zehen. Hiermit ist eine Beurteilung der Durchblutung der Finger und Zehen möglich. Ferner kann frühzeitig eine Systemerkrankung (Kollagenose) erkannt werden.

Duplexsonographie

Hierbei handelt es sich um eine Kombination einer konventionellen Ultraschalluntersuchung (B-Bild oder Schnittbild) mit einem gepulsten Doppler (PW-Doppler). Damit ist eine exakte Beurteilung von Gefäßen und Gefäßinhalten möglich. Die farbkodierte Duplexsonographie erlaubt zusätzlich direkt eine „Flußbeurteilung“ in arteriellen und auch venösen Gefäßen. Diese nicht-invasive Methode stellt einen Schwerpunkt in der Diagnostik von Durchblutungsstörungen und Thrombosen dar.

Angiographie, MR-Angiographie

Angiographie nennt man in der Medizin die Darstellung von Gefäßen, meist Blutgefäßen mittels diagnostischer Bildgebungsverfahren, beispielsweise Röntgen oder Magnetresonanztomographie (MRT). Hierzu wird häufig ein Kontrastmittel, das heißt ein Stoff, der den Bildkontrast verstärkt bzw. in der gewählten Untersuchungsmethode besonders gut sichtbar ist, in das Blutgefäß injiziert. Auf dem Bild der vorgenommenen Körperregion zeichnet sich dann der mit dem Kontrastmittel gefüllte Gefäßinnenraum ab. Das resultierende Bild nennt man Angiogramm. Mit der MRT sind auch Angiographien ohne Kontrastmittel möglich, jedoch nicht für alle Fragestellungen geeignet.