Der Aufsichtsrat der RKH Kliniken Ludwigsburg-Bietigheim gGmbH hat in seiner Sitzung am 19. November die Erstellung eines strategischen Konsolidierungsprogramms mit konkreten Maßnahmen zur Stabilisierung und nachhaltigen Verbesserung der wirtschaftlichen Entwicklung beauftragt. Das Sofortprogramm ist notwendig geworden, nachdem das prognostizierte Defizit 2024 statt bei geplanten 14 Mio. Euro nun bei rund 50 Mio. Euro liegt. Als Hauptgründe für das gestiegene Defizit sind der Rückgang der stationären Leistungen, Engpässe bei der Verlegung von Patienten in Pflege- und Reha-Einrichtungen, Fachkräftemangel, hohe Kosten für Leiharbeitskräfte sowie die bundesweit gestiegenen Ausgaben für Kliniken aufgrund der Tariflohnsteigerungen und Inflation benannt worden. Das Sofortprogramm wird im Rahmen einer RKH-übergreifenden Medizin- und Unternehmensstrategie und einer Leistungsplanung für die nächsten fünf Jahre erarbeitet.
Landrat Dietmar Allgaier sprach von einer großen Herausforderung: „Auch die RKH Gesundheit und die RKH Kliniken Ludwigsburg-Bietigheim bleiben von den strukturellen Problemen im deutschen Krankenhauswesen und den Rahmenbedingungen wie Fachkräftemangel und dem Rückgang stationärer Leistungen nicht verschont. Wir dürfen aber nicht nur äußere Umstände für die Situation verantwortlich machen. Wir müssen auch bei uns schauen, was wir besser machen können. Der Aufsichtsrat hat deswegen die Geschäftsführung beauftragt, umgehend ein strategisches Konsolidierungsprogramm zu erstellen, um die RKH Klinken Ludwigsburg-Bietigheim wieder leistungsfähig zu machen.“
„Die Ergebnisentwicklung macht ein strategisches Konsolidierungsprogramm notwendig. Vor diesem Hintergrund ist der Unternehmensplan für das Jahr 2025 als vorläufig anzusehen und wird von der neuen Geschäftsführung überarbeitet. Wir müssen uns deswegen genau anschauen, was wir anders und besser machen können“, so Dr. Marc Nickel, seit Oktober neuer medizinischer Geschäftsführer und Sprecher der Geschäftsführung der RKH Gesundheit. „Im Rahmen des Gesamtkonzeptes für die RKH Gesundheit mit dem Titel ‚Gemeinsam Gesundheit gestalten‘ werden wir eine Zukunftsperspektive für die RKH Gesundheit aufbauen. Wir werden für alle Klinikstandorte die bisher angestoßenen Projekte überprüfen und neue, an die aktuelle Entwicklung angepasste Maßnahmen erarbeiten. Unser Ziel ist ein nachhaltiges Konzept, das zukünftige medizinische Entwicklungen bestmöglich berücksichtigt und finanziell umsetzbar ist.“
Auch Axel Hechenberger, kaufmännischer Geschäftsführer der RKH Gesundheit, betont die Wichtigkeit des Konsolidierungsprogramms und des Gesamtkonzeptes: „Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass den Krankenhäusern in Deutschland sowohl strukturell Geld entzogen wird als auch ein Ausgleich gestiegener Kosten verweigert wird. Angesichts der unsicheren politischen Lage dürfen wir keine Zeit verlieren. Wir müssen daher alles in unserer Macht Stehende tun, um gemeinsam an den Stellhebeln zu drehen, die wir selbst in der Hand haben. Gleichzeitig werden wir weiterhin, vorbehaltlich der Zustimmung der Gremien, in unsere Kliniken investieren“, so Hechenberger weiter.
An den Standorten der Kliniken Ludwigsburg- Bietigheim gGmbH müssen wir in erster Linie die Kosten für die Leiharbeitskräfte reduzieren und die Menschen im Landkreis stärker von unseren medizinischen Angeboten überzeugen. Gemeinsam werden wir dann weitere Maßnahmen erarbeiten und umsetzen, die die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens verbessern. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind jeden Tag mit vollem Engagement für unsere Patientinnen und Patienten da. Dieses Engagement soll unmittelbar unseren Patientinnen und Patienten zugutekommen können“, so Anne Matros, Regionaldirektorin der RKH Kliniken Ludwigsburg-Bietigheim.
Ein weiterer Grund für eine wirtschaftlich nachhaltige Lösung sind die weiterhin steigenden Defizite der Krankenhäuser in Deutschland, von denen auch die RKH Gesundheit betroffen ist. Laut der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG) summieren sich die Defizite der Krankenhäuser allein in Baden-Württemberg auf mindestens 900 Millionen Euro: „Neben der Tatsache, dass die überdurchschnittlichen Personal- und Sachkosten der Krankenhäuser in Baden-Württemberg in der Vergütungssystematik der Krankenhäuser schon seit vielen Jahren unberücksichtigt bleiben, zeigen sich hier die Auswirkungen der massiven Kostensteigerungen der vergangenen Jahre“, so die BWKG.